Neues zur Digitalen Rohstoffbörse
Entwicklung einer Digitalen Rohstoffbörse für nachhaltige Rohstoffe – Nutzersicht, Forschung und Praxis

Auf einem abgeernteten Feld stehen drei Anhänger mit Strohballen

© Silvia Hrouda, KErn

Wege zu mehr Nachhaltigkeit stehen seit vielen Jahren im Fokus. Die aktuellen Diskussionen um mehr Klima- und Artenschutz, Ressourcenschonung und CO2-Steuer liefern noch mehr Zündstoff. Lösungsansätze dazu sowie die Chancen und Herausforderungen für biobasierte Wirtschaftskreisläufe rund um das Thema Plattformökonomie diskutierten Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Informationstechnologie, Landwirtschaft, Forschung und Praxis im Rahmen eines Workshops am 4. Juli 2019 im BioCampus im Hafen Straubing-Sand.

Strategische Vernetzung von Erzeugern und Verarbeitern, Wirtschaft und Forschung elementar
Für Ann-Kathrin Kaufmann vom BioCampus Straubing ist die Bioökonomie ein wichtiger Baustein für die erfolgreiche Entwicklung von Wirtschaftsstandorten. Als essenziell sieht die Projektleiterin für Biobasierte Wirtschaft dafür die Rohstoffverfügbarkeit bei Bioökonomie-Ansiedelungen und eine Vernetzung von Erzeugern und Verarbeitern. Was fehlt, hat Kaufmann auf dem Workshop auf den Punkt gebracht: „Wir brauchen eine Online-Plattform für den Handel mit biobasierten Rohstoffen. Eine digitale Rohstoffbörse könnte hier einen wichtigen Beitrag leisten, die Verfügbarkeit von Rohstoffen zu verbessern.“
Auch Benjamin Nummert vom Sachverständigenrat Bioökonomie Bayern erachtet Informationsplattformen und Vernetzungsangebote wichtig und richtig, um biobasierte Wirtschaftsprozesse zu etablieren. Er sieht aber neben der Bereitstellung und Nutzung auch eine strategische Vernetzung von Wirtschaftsbereichen sowie von ökologischer, (bio)technologischer und sozioökonomischer Forschung elementar.
Rohstoffbörse kann nachhaltige Bioökonomie fördern
Biogene Reststoffquellen effizient zu nutzen und mittels Upgrading Reststoffe für die Produktion zum Beispiel von Verpackungsmaterial einzusetzen, daran arbeitet die Fraunhofer-Einrichtung für Wertstoffkreisläufe und Ressourcenstrategie IWKS. Allerdings werden die Ergebnisse dieser Forschungen noch nicht ausreichend für Innovationen genutzt, wie Karin Titze-Frech vom Fraunhofer IWKS im Workshop aufgezeigt hat: „Es braucht mehr Vernetzung der Partner aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft.“ Eine effiziente Lösung könnte auch für Titze-Frech eine Rohstoffbörse sein: „Sie könnte die nachhaltige Bioökonomie durch branchenübergreifende Kontaktanbahnungen fördern und auch dahingehend, dass bioökonomische Entwicklungen öffentlich sichtbar werden.“
Nachwachsende Rohstoffe als nachhaltige Alternative
Ein Beispiel aus der Praxis präsentierte Dr. Fred Eickmeyer von Eskusa den Workshop-Teilnehmern. Das Unternehmen aus Parkstetten beschäftigt sich mit der Auftragszüchtung von Pflanzenmaterial. Anhand von Biomassepflanzen, Lupinenprotein, Löwenzahn und Heilpflanzen zeigt Eickmeyer das Bioökonomiepotenzial auf. „Pflanzenzucht, Anpassung an regionale Klimabedingungen und Innovation bergen eine große Chance für nachhaltige regionale Wirtschaftskreisläufe“, ist Eickmeyer überzeugt und liefert dazu noch ein beispielhaftes Argument für eine typische Industrieanwendung. Ein Problem in der industriellen Produktion sind Rohstoffengpässe oder der Wunsch chemisch basierte Werkstoffe durch nachwachsende Rohstoffe zu ersetzen. Der russische Löwenzahn kann beispielsweise so eine Alternative sein. Er eignet sich ideal als nachwachsender Rohstoff für die Herstellung von Kautschuk, Latex und Inulin und macht einmal mehr deutlich, wie wichtig Alternativen für die stetige Rohstoffversorgung sind.

Projektinformation
Projektleitung: Silvia Hrouda
Kompetenzzentrum für Ernährung – KErn
Am Gereuth 4
85354 Freising
Tel.: 09221 40782-778
Fax: 08161 8640-5555
E-Mail: poststelle@kern.bayern.de