Warenwirtschaftssystem für den Privathaushalt
Digitale Küche der Zukunft

In Deutschland gehen über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg jährlich mehr als 11 Millionen Tonnen an Lebensmitteln verloren. Ein Großteil dieser Verluste entsteht auf der Seite des Endkunden. Gemäß wissenschaftlichen Untersuchungen (GfK Studie, 2017) landen durchschnittlich 55 Kilogramm Lebensmittel bei jedem Deutschen pro Jahr im Mülleimer. In Bayern sind es 51 Kilogramm pro Kopf und Jahr, wovon 24 Kilogramm vermeidbar wären.Die Gründe für die hohe Zahl an Lebensmittelverlusten sind vielschichtig, wobei das Planungs- und Einkaufsverhalten sowie der Umgang mit Speiseresten als wesentliche Ursachen herausragen.

Verbrauchern fehlt oft der Überblick über den aktuellen Bestand an Lebensmitteln zu Hause. Daher kaufen sie mehr Ware ein als sie benötigen, was dazu führt, dass ein Teil der eingekauften Lebensmittel häufig verdirbt. Ein Großteil dieser Lebensmittelverluste ließe sich daher verhindern, wenn der Verbraucher über den Warenbestand in seinem Haushalt und mögliche Verwertungsoptionen informiert ist. Neben den Lebensmittelverlusten entstehen jedem Verbraucher auch finanzielle Einbußen von etwa 235 Euro pro Jahr. Jeder vermiedene Lebensmittelverlust im Privathaushalt bedeutet damit eine Steigerung der Ressourceneffizienz der gesamten Wertschöpfungskette.

Kleines Tablet in Mitten verschiedener Lebensmittel. Auf einem Holzbrett liegt eine Zuchini, die zur Hälfte in Scheiben geschnitten ist.

Digitale Anwendung zur Erfassung des Warenbestandes

Die Entwicklung des beschriebenen Warenwirtschaftssystems soll in Form einer prototypischen Smartphone-App erfolgen. Diese App erfasst im Wesentlichen die Aspekte „Einkauf“ und „Verbrauch“, womit die Differenz dem aktuellen Warenbestand entspricht.
Ein wesentlicher Aspekt bei der Erfassung des Lebensmittelinventars ist dessen nutzerfreundliche Gestaltung für den Verbraucher. Dieser soll einen Überblick über seine Vorräte in digitaler und flexibel verfügbarer Form erhalten, der ihm seine Einkaufs- und Speisenplanung deutlich erleichtert. Der rechtzeitigen Verwertung eines Lebensmittels soll eine Erinnerungsfunktion des Systems über bald ablaufende Lebensmittel dienen. Um eine längerfristige Nutzung des Systems zu erreichen, binden das KErn und seine Partner auf die Zielgruppe abgestimmte Nudges (Anstupser) und spielerische Elemente in die Anwendung ein. Angedacht sind hier beispielsweise eine personalisierte Unterstützung für das Gewichtsmanagement, Rückmeldungen zu eingesparten Haushaltskosten, Tipps zur Mahlzeitenplanung, ein Austausch mit anderen Nutzern in einer online community oder auch ein Wettbewerb unter Nutzern, mit dem Ziel möglichst wenig Lebensmittel wegzuwerfen.

Verbraucherfokussierte Prototyp Entwicklung

Eine Frau fotografiert mit einem Smartphone einen rustikalen Küchentisch mit LebensmittelnZoombild vorhanden

@Fotolia-Viacheslav Iakobchuk

Während der gesamten Entwicklungsphase der Anwendung spielen die Verbraucher eine zentrale Rolle. Die Projektverantwortlichen wollen mit verschiedenen Marktforschungsmethoden die Zielgruppe aus soziodemographischer und verhaltensökonomischer Perspektive fokussieren und deren persönliche Hürden bezüglich eines effizienteren Umgangs mit Lebensmitteln verstehen. Das digitale Tool soll dem Nutzer einen entscheidenden für ihn relevanten Zusatznutzen (zum Beispiel Gesundheitsnutzen) bieten und zugleich ein zeit-, kosten- und resssourceneffizienteres Haushaltsmanagement ermöglichen.
Bisher existieren zahlreiche Lösungsansätze für die Haushaltsplanung in Form von Apps, die Einzelaspekte wie die Einkaufplanung erleichtern oder Ideen für die kreative Verwertung von Lebensmittelresten liefern. Derzeit verfügbare Anwendungen zur Erfassung der Warenströme im Haushalt sind aufgrund der manuellen Dateneingabe jedes einzelnen Produktes jedoch sehr zeitaufwendig und stehen in keiner Relation zum Nutzen für den Kunden.
Die Funktionalität der mobilen Anwendung geht durch verschiedene Möglichkeiten zur Erfassung, umfangreiche Aufbereitung der Daten sowie die finanziellen, gesundheitlichen und spielerischen Anreize weit über das hinaus, was bisherige Lösungen zu leisten vermögen. Sie kombiniert unterschiedliche Ansätze zur Erfassung von Lebensmitteleinkäufen und –verbrauch, und bündelt diese in einer Gesamtlösung. Durch eine permanente und automatisierte Auswertung der Einkaufs- und Verbrauchsdaten soll die App primär einen Überblick über den aktuellen Warenbestand im Haushalt liefern und auf bald ablaufende Lebensmittel hinweisen.
Weitere potentielle Funktionen setzen IT-Spezialisten nach Identifikation zielgruppenspezifischer Bedürfnisse um. Diese zielen darauf ab, neben der Kosteneinsparung durch eine ressourcenschonendere Verwendung von Lebensmitteln, den Verbrauchern einen überzeugenden Zusatznutzen zu bieten, der ihnen im Alltag das Haushaltsmanagement erleichtert. Beispielweise sind hier folgende Optionen denkbar:
  • ein Menüplaner, der bei der Zusammenstellung eines Wochenmenüs hilft und dabei sowohl Rezepte nach individuellen Ernährungsvorlieben und Unverträglichkeiten vorschlägt als auch noch vorhandene Zutaten im Haushalt berücksichtigt,
  • personalisierte Einkaufslisten auf Basis ausgesuchter Rezepte und bereits vorrätiger Lebensmittel,
  • ein Haushaltsbuch, das über laufende Ausgaben für Lebensmittel und eingespartes Geld durch weniger Lebensmittelverluste hinweist,
  • ein Ratgeber, der Informationen rund um Lebensmittel, Kochen und Küche informiert,
  • und eine Community-Funktion, die den Austausch mit anderen App-Nutzern ermöglicht.

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Das Video zeigt einen ersten Entwurf der Anwendung, die in eine Prototyp-App weiterentwickelt werden soll.

Testphase der Anwendung und Ausblick

Die Prototyp-App soll in einer mehrwöchigen Pilotphase in privaten Haushalten getestet werden. Dabei entstehen umfangreiche Daten über die von den Nutzern eingekauften und entsorgten Lebensmittel. Durch eine statistische Auswertung dieser Daten analysieren die Projektpartner anschließend, welche Haushalte wieviel und warum wegwerfen. Auf diese Weise entsteht eine wissenschaftliche Grundlage, auf deren Basis sich schließlich Handlungsempfehlungen zur weiteren Reduzierung der Lebensmittelverschwendung formulieren lassen.
Das Projekt unterstützt im Sinne eines nachhaltigen Konsums, den Verbraucher beim ressourceneffizienten Umgang mit Lebensmitteln. Nach Projektabschluss soll die Anwendung basierend auf einem Lizenzmodell zügig zu einem vermarktbaren Produkt weiterentwickelt und anschließend vertrieben werden.

Das Projekt Warenwirtschaftssystem für den Privathaushalt ist eine von 17 Maßnahmen des Bündnisses „Wir retten Lebensmittel!“, das Strategien zur Reduzierung von Lebensmittelverlusten und deren Umsetzung fördert.

Partner des KErns, die am Projekt Warenwirtschaftssystem für den Privathaushalt beteiligt sind

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