Köstlichkeit à la Lupine
In der deutschen Lebensmittelindustrie fristete die Lupine jahrelang ein Mauerblümchen-Dasein. Zu bohnig, zu bitter schmeckte das Aroma der eiweißreichen Lupinensamen, die eine Alternative zur beliebten Sojabohne bieten sollten. Das änderte sich mit der Züchtung der Blauen Süßlupine. Diese neue Sorte hat deutlich weniger Bitterstoffe. Ihren Geschmack haben Forscher weiter verfeinert und so den Weg für neuartige Anwendungen freigemacht – zum Beispiel Lupinenkaffee und Lupineneis.
Dass die Lupine mit ihrer Kerzenform nicht nur eine hübsche, sondern auch eine essbare Pflanze ist, wussten schon die Ägypter um 2000 v. Chr. Für sie war die Lupine so wichtig wie Getreide. In den Mittelmeerländern wird sie in 3000 Jahre alten Schriften erwähnt. Allerdings kannten unsere Vorfahren auch ihre bitteren und schlecht verdaulichen Inhaltsstoffe, die Alkaloide. Sie wuschen die Samen deshalb in Meerwasser, um sie bekömmlicher zu machen. Eine aufwendige Prozedur, die es heute nicht mehr braucht. Züchtern gelang es, alkaloidarme Sorten heranzuziehen, die als Süßlupinen bezeichnet werden. Drei Arten wachsen auf unseren heimischen Äckern: die gelbe, die weiße und die blaue Süßlupine – und langsam erobern sie die Märkte.
Von Low-Carb-Brot bis Schokolade
So ist die eiweißreiche Hülsenfrucht als Mehl im Naturkosthandel und in Reformhäusern erhältlich. Für Zöliakiepatienteneine ist es eine wertvolle Alternative, da das Mehl frei von Gluten ist. Zudem verbessert ein Zusatz von Lupinenmehl die Konsistenz und Haltbarkeit von Backwaren.Lupinenschrot findet sich inzwischen in gebackenen, eiweißreichen Broten. Sie enthalten weniger Kohlenhydrate als normales Brot und werden im Rahmen der Low-Carb-Diäten vermarktet. Weitere Anwendungsbereiche sind mit Süßlupinen angereicherter Fleischersatz, auch in Suppen, Kartoffelfertigprodukten, Nudeln, Schokolade und glutenfreien Convenience-Produkten werden sie wegen ihren guten Backeigenschaften und des feinen Aromas zunehmend eingesetzt. Aber auch wegen des Eiweißes, das aus der Feldfrucht gewonnen werden kann. Das Eiweiß ist eine laktose-, gluten- und sojafreie Alternative um tierische Produkte wie Milch, Fleisch oder Eier zu ersetzen.
Von Kaffee bis Kosmetik
Relativ neu am Markt und eine wirtschaftlich vielsprechende Alternative ist Lupinenkosmetik. Lupinen sind sehr reich an Peptiden, diese schützen die Haut vor freien Radikalen, die für die Hautalterung mitverantwortlich sein sollen. So kann etwa Lupinenöl die Kollagensynthese unterstützen, die Haut mit Feuchtigkeit und Elastizität versorgen und das Bindegewebe straffen. Ein Unternehmen, dass die Möglichkeiten und Vorteile der blauen Süßlupinefrüh erkannt hat, ist der Biolandhof Kelly. Das Bioland zertifizierte Unternehmen mit Sitz am Bodensee produziert nicht nur Kosmetik, sondern auch viele andere Produkte aus Lupinen – wie zum Beispiel aromatischen Kaffee aus gerösteten Süßlupinen und Lupinenkaffeesirup mit geringem Zuckergehalt. Kaffee à la Lupine ist besonders bekömmlich, verträglich und magenfreundlich, weil reizstoff-, koffein- und glutenfrei. Beim Lupinenkaffeesirup wird der Zucker durch Karamellisieren gespalten und bietet so eine feines, kalorienärmeres Süßungsmittel.
Leckere Alternativen zu Milchprodukten
Ebenfalls ein Pionier in der Verarbeitung der heimischen Süßlupinen ist die Prolupin GmbH aus Mecklenburg-Vorpommern. Das Unternehmen ist darauf spezialisiert, das Eiweiß der Süßlupine mithilfe eines patentierten Verfahrens zu extrahieren und in Form des Lupinenprotein-Isolats (LPI) für die Produktion von Lebensmitteln nutzbar zu machen. Unter der Dachmarke „MADE WITH LUVE“ bietet Prolupin eine Reihe von rein pflanzlichen Alternativen zu Molkereiprodukten. Das gesamte Sortiment basiert auf dem Eiweiß der Süßlupine, kommt ohne Gentechnik aus und ist von Natur aus laktosefrei. Da das Lupineneiweiß dem Milcheiweiß sehr ähnlich ist, konzentriert sich MADE WITH LUVE auf die Herstellung von leckeren Alternativen zu Joghurt, Desserts, Frischkäse und Eiscreme. Neben den Klassikern Vanille, Schokolade und Erdbeere bereichern auch Kombinationen wie Keks+Kakao sowie Keks+Karamell das Eissortenspektrum.
Nachhaltige Erzeugung
Gegenüber der Sojabohne hat die Lupine einen entscheidenden Vorteil: ihr ökologischer Fußabdruck. Statt der teuren und umweltschädlichen Importe aus Asien oder Südamerika, wächst die Lupine in Deutschland und hierselbst auf schwer zu bestellenden kargen Äckern. Diese liegen vorwiegend im Norden der Republik, aber auch am Bodensee. Die Pflanzen sind relativ anspruchslos, weitgehend resistent gegen Hitze oder Kälte und kommen bis heute ohne Dünger aus. Neben dem Einsatz als Nahrungsmittel für den menschlichen Verzehr, wird die Lupine auch als Eiweißfuttermittel eingesetzt. Ein sehr nachhaltiger Weg der landwirtschaftlichen Erzeugung, der die Biodiversität fördert und auf den auch die Digitale Rohstoffbörse für nachwachsende Rohstoffe fokussiert. Die Verwendung von nachwachsenden Roh- und Reststoffen ist dabei ein effizienter Lösungsvorschlag für die Wirtschaft und die Umwelt.
Beispiel LUVE