Fact-Sheet: Gutes Essen für Alle


Short Facts

  • 170 Ernährungsfachleute aus Wissenschaft und Praxis unterstützen die Ernährungsstrategie der Bundesregierung
  • Bundesweite Leitlinien für die Gemeinschaftsverpflegung, Ernährungsbildung in Kitas und Schulen, lebensnahe Kommunikation über soziale Medien sowie eine Stärkung der Ernährungsfachleute sind dabei die vier wichtigsten Hebel
  • Das KErn trägt mit mehreren Projekten in der Gemeinschaftsverpflegung, der Ernährungsbildung sowie der Kommunikation zu mehr Gesundheit sowie Klimaschutz bei

Hintergrund


Ende 2022 legte das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) ein Eckpunktepapier zur geplanten Ernährungsstrategie der Ampelkoalition vor. Im Koaliti-onsvertrag wurde vereinbart, dass die Ernährung bis 2050 inklusiver, gesundheitsförderlicher, tierwohlorientierter und klimafreundlicher werden soll. 170 Fachleute aus unterschiedlichen Bereichen des Ernährungssektors wurden nun im Oktober 2022 vom Netzwerk NUTRITION HUB in Berlin sowie dem Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) befragt, was diese von der Ernährungsstrategie erwarten. Schließlich sind die zu lösenden Probleme komplex: Die Inflation vereitelt zunehmend eine gute Lebensmittelauswahl; viele hoch verarbeitete Produkte liefern ein Übermaß an Zucker, Salz sowie ungünstigen Fetten; die Übergewichtsraten bei Kindern sind zu hoch und auch in Sachen klimafreundlicherer Lebensmittelproduktion ist noch viel zu tun.

Der Expertenkreis sieht in diesen vier Bereichen die größten Potenziale:
1. Gute Küche von der Kita bis zum Seniorenheim
Kantinen, Mensen, Caterer für Hort- und Kitaküche – die Gemeinschaftsverpflegung ist mit 740 Milliarden Euro Umsatz im Jahr ein wichtiger Wirtschaftszweig. Hierbei erhoffen sich die Fachleute, dass die Standards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) als bundesweite Leitlinien für gesunde und nachhaltige Kost übernommen werden. Vor allem auf die Kita- und Schulverpflegung sollte dabei der Fokus gelegt werden, da hier ein Versorgungs- sowie ein Bildungsauftrag besteht.
2. Ernährungsbildung verbessern
Die Fachleute halten es für wichtig, dass bereits im Kindesalter die Weichen für eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung gestellt werden. Darum ist die von der Bundesregierung geplante Ernährungsbildung in Kitas und Schulen begrüßenswert. Die Rolle von Ernährungsprofis in Bildungseinrichtungen muss hierfür gestärkt werden.
3. Ernährungskommunikation – auf Augenhöhe
Viele Ernährungsexperten sind bereits in sozialen Medien vertreten. Von der Ernährungsstrategie erhoffen diese einen zusätzlichen Schub im Bereich der Kommunikation. Das Ziel: Noch fundierter und auf Augenhöhe zu informieren, um gutes Essen und Trinken für alle Zielgruppen nahbar, (be-)greifbar zu machen und positive Emotionen zu wecken. Dabei sollten die Vorteile und nicht die Risiken für die Verbraucher im Vordergrund stehen.
4. Leistungen von Ernährungsprofis auf Kasse
Ernährungsprofis sollten ihre Leistungen über die Krankenkassen abrechnen können, da gerade einkommensschwache Personen häufiger von ernährungsbedingten Leiden wie Übergewicht oder Diabetes betroffen sind. Um seriöse Anbieter zu stärken, müsste es dringend eine geschützte Berufsbezeichnung als Ernährungstherapeut/-in oder Ernährungsberater/-in geben. Auch die Ärzteschaft sollte besser über die Wirksamkeit von qualifizierter Ernährungsberatung informiert sein.
Unter den befragten Fachleuten ist auch die Leiterin des Kompetenzzentrums für Ernährung (KErn), Christine Röger. Das KErn hat den Auftrag, Wissen rund um Ernährung in Bayern zu bündeln, Fachveranstaltungen zu konzipieren sowie die bayerische Ernährungswirtschaft zu unterstützen. Zudem werden für verschiedene Zielgruppen Informationsmaterialien und Modellprojekte entwickelt. Auf diese Weise trägt das KErn bereits jetzt zur Erfüllung der oben beschriebenen Forderungen bei.
So ist etwa die in naher Zukunft veröffentlichte Informationsplattform „Ernährungsradar“, auf sowohl Medien- als auch Ernährungsexperten zugeschnitten, die als Multiplikatoren dienen. Neben Texten zum aktuellen Forschungsstand verschiedener Ernährungsthemen werden auch Debatten aufgezeigt oder mögliche Interviewpartner genannt. So kann Ernährungswissen faktenbasiert in die Bevölkerung getragen werden.

Auch im Thema Ernährungsbildung ist das KErn mitvertreten. So zielen etwa die Projekte wie die Tage der Kita- und Schulverpflegung, diverse Coachings oder Exponate wie der Sinnesparcours darauf ab, Ernährungswissen frühzeitig zu vermitteln. „Wir brauchen eine institutionalisierte Ernährungsbildung von Kindesbeinen an“, erläutert Christine Röger, Leiterin des Kompetenzzentrum für Ernährung. „Gerade nach Corona zeigt sich in den bildungsferneren Haushalten eine Zunahme an Übergewicht, Mangel an Bewegung, geringem Haushaltsbudget sowie ein fehlendes Bewusstsein für einen gesunden und nachhaltigen Lebensstil. Wenn wir wollen, dass die Bevölkerung sich ein Leben lang gesund und nachhaltig ernährt, sollten wir den Fokus unserer Maßnahmen auf den Bereich Kita und Schule legen – sowohl in der Ernährungsbildung als auch in der Kita- und Schulverpflegung. Denn was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr.“

Fazit


170 befragte Ernährungsfachleute sehen die Ernährungsstrategie der Bundesregie-rung als wichtigen Wegbereiter für eine gesunde und nachhaltige Ernährungsweise. Vor allem seien bundesweite Standards für die Gemeinschaftsverpflegung eine wichtige Stellschraube. Im Bereich Ernährungsbildung in Schule und Kita bestün-den ebenso große Potenziale, um bereits von Kindesbeinen an Ernährungswissen und ein gesundes Ernährungsverhalten zu fördern. In Sachen Ernährungskommunikati-on gelte es stärker die Reichweiten von sozialen Medien zu nutzen und zielgruppenge-rechter zu informieren. Letztlich müssten auch die Leistungen von qualifizierten Er-nährungstherapeuten über die Kassen honoriert sowie geschützte Berufsbezeich-nungen etabliert werden. Das KErn trägt mit mehreren Projekten in der Gemein-schaftsverpflegung, der Ernährungsbildung sowie der Kommunikation zu mehr Gesundheit sowie Klimaschutz bei.



Hier geht’s zum Masterplan für gutes Essen Externer Link