Live-Talk online am KErn
Faktencheck Ernährung: Experten antworten auf Ihre Fragen!
Der Online-Talk am KErn: Sie haben Fragen zu Ernährung und Ernährungsforschung? Kommen Sie zum Faktencheck!
In unserer Dialog-Reihe stehen Ihnen echte Experten Rede und Antwort. Das Konzept: Fakten aus erster Hand, ein offenes Gespräch, klare Antworten mit Blick auf die Wissenschaft und über den Tellerrand hinaus – für alle, die mehr über Ernährung wissen möchten. Den Talk gibt es in loser Folge zu aktuellen Themen: von Übergewicht über Klima und Konsum bis zu Mythen, Trends und Mode-Diäten.
Programm
- 17.00 Uhr: Beginn
- 17.00 bis 17.15 Uhr: Moderierte Einführung mit dem Experten/der Expertin
- 17.20 Uhr: Ihre Fragen bitte!
- 18.00 Uhr: Ende
Vergangene Folgen
Thema am 13.12.2022: „Die Krise macht unsere Kinder dick – Experten schlagen Alarm"
Foto: Stiftung Kindergesundheit
Moderation: Johanna Bayer, Wissenschaftsjournalistin und Redakteurin am KErn, Bereich Wissenschaft
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Gründe hierfür erläutert Dr. Koletzko ebenso: Kinder mit Adipositas besitzen durch das Fettgewebe im Bauchraum, welches das Zwerchfell gegen die Lunge drückt, eine generell stärkere Beeinträchtigung der Atemfunktion. Kommt hierzu eine Atemwegserkrankung kann dies zu stärkeren gesundheitlichen Auswirkungen und Komplikationen führen. Ebenso führen die durch Adipositas herbeigeführten Stoffwechselveränderungen zu einem gestörten Blutzuckerwechsel, welcher mit einem höheren bakteriellen Infektionsrisiko sowie stärkeren Entzündungswerten einhergeht.
Bedenklich sind hierbei vor allem der enorme Anteil adipöser Kinder, welcher sich aktuell auf 6 Prozent beläuft, während die Zahl bei Jugendlichen noch weitaus größer ist. Corona hat hierzu beigetragen, dass viele Kinder und Jugendlichen während der Pandemie Übergewicht aufgebaut haben. Besonders unter älteren Schulkindern ist mehr als jedes 4. Kind hiervon betroffen. Ebenso beschreibt Koletzko die Korrelation von Adipositas, Corona sowie dem sozioökonomischen Hintergrund. So sind vor allem Eltern mit höherem Einkommen und besseren Bildungsbedingungen vermehrt im Homeoffice gewesen, wo eine bessere Betreuung und Versorgung der Kinder möglich war. Dieser Trend ist allerdings nicht neu: Waren in der Vergangenheit Kinder aus Familien mit geringem Einkommen von einer dreifachen Chance auf Adipositas betroffen, ist dieses Risiko inzwischen auf über das 4,4-fache gestiegen.
Entsprechend gilt es nun den Fokus auf umfassende Maßnahmen zur Verhaltensprävention zu legen, um dem Übergewicht bei Kindern aus sämtlichen Bevölkerungsschichten entgegenzuwirken, die Bewegung zu fördern sowie eine gesunde und ausgeglichene Ernährung attraktiver zu gestalten. Auch viele der Fragen der im Anschluss hinzukommenden Teilnehmer drehten sich dabei um mögliche Maßnahmen und Tipps, um Kindern eine gesündere Lebensweise näher zu bringen. Weiterhin wurden auch Fragen zu Einflussfaktoren wie Medienkonsum und Bequemlichkeit sowie der Kennzeichnung von Lebensmitteln und viele weitere im Zusammenhang stehende Themen von Herrn Koletzko näher beleuchtet.
Thema am 29. September 2022: „Lebensmittelverschwendung: Was können wir jetzt tun?"
Quelle: Ingolf Hatz
Moderation: Johanna Bayer, Wissenschaftsjournalistin und Redakteurin KErn, Bereich Wissenschaft
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mit Dr. Malte Rubach, Ernährungswissenschaftler und Nachhaltigkeitsexperte
Moderation: Johanna Bayer, KErn Bayern
Im Gespräch mit dem Ernährungsexperten Dr. Malte Rubach ging es darum, wie die Zahlen wirklich aussehen. Die Erfassung von Lebensmittelverlusten, die 2019 vom Thünen-Institut durchgeführt wurde, ergab: In Deutschland werden jährlich rund 12 Mio. Tonnen Lebensmittel weggeworfen. Pro Kopf sind das Lebensmittelverluste von 85 kg/Jahr. Runtergerechnet auf die vermeidbaren Lebensmittelverluste pro Tag entspricht das laut Dr. Rubach ungefähr einem mittelgroßen Ei oder einem kleinen Apfel.
Auch wenn das im ersten Moment nicht nach viel klingt, summieren sich diese entsorgten Reste deutschlandweit auf jährlich insgesamt 7 Mio. Tonnen vermeidbare Lebensmittelverluste, so Moderatorin Johanna Bayer. Ausgerechnet die privaten Haushalte werfen mit Abstand am meisten weg: Sie sind mit 55 % für den Großteil aller weggeworfenen Lebensmittel verantwortlich, der Handel hingegen nur für 4 %.
Abb. 1: Die Masse macht`s: Private Haushalten werfen in Summe am meisten weg. Quelle: Thünen-Institut 2019 / 2015, Grafik: Eva Kohl/KErn
Wie das sein kann, erklärt Dr. Malte Rubach: In Handel und Herstellung unterliegen Lebensmittel, bevor sie im privaten Haushalt landen, wirtschaftlichen Prinzipien. So minimiert der Handel Verluste sehr effizient durch Planung und Technik.
Abb. 2: Vom Acker bis zum Teller: Stufen der Wertschöpfungskette. An jeder Station fällt Verlust an. Grafik: Eva Kohl/KErn
Anders sieht es in privaten Haushalten aus. Dort fehlt laut Rubach oftmals die richtige Planung, ein Haushaltstagebuch beispielsweise werde selten geführt. Unter den Lebensmitteln im Haushalt machen Obst und Gemüse mit 35–50 % den größten Teil der weggeworfenen Lebensmittel aus.
Abb. 3: Immerhin: Was teuer ist, landet seltener im Müll. Trotzdem werfen private Haushalte noch zu viel weg. Quelle: https://www.welthungerhilfe.de/lebensmittelverschwendung
„Doch wie setzen wir den Hebel an, damit sich etwas ändert?“ hakte Moderatorin Johanna Bayer nach. Dr. Rubach führte an, dass Politik, Industrie und Bevölkerung unterschiedliche Wege gehen müssten: Neben technischen Optimierungen, besseren Schnittstellen und ausreichend Kommunikation bei den Händlern, Herstellern und Landwirten sei der größte Hebel die Sensibilisierung in Haushalten und bei Privatpersonen. Denn dort ist noch eine Menge aufzuholen. Die Gesellschaft für Konsumforschung hat bayerische Haushalte befragt und festgestellt: Am der Haltbarkeit liegt es nicht. Dass das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) abgelaufen ist, stellt nur in 5 % der Fälle den Grund für das Wegwerfen: Das meiste Essen wird entsorgt, weil zu viel eingekauft und zu wenig davon gegessen wird.
Grund dafür sei laut Rubach mangelnde Planung beim eigenen Bedarf: Wenn wir einkaufen, ohne die Lebensmittel in absehbarer Zeit zu benötigen, seien das „irrationale Handlungsarten, die man nur durch rationale Handlungsmotivation kompensieren kann. Im Alltag sind wir aber keine rational handelnden Wesen, sondern oft impulsgesteuert“, so Rubach.
Im Verbund mit anderen Menschen zu handeln, bringe die nötige Motivation, rationalere Entscheidungen zu treffen. Deswegen, so Rubach, sei von Seiten der Bayerischen Staatsregierung geplant, gemeinsam mit den Kommunen einerseits und den Akteuren im Verbund andererseits zu versuchen, Verbraucher vor Ort in Gruppen zusammenzubringen und das Thema Lebensmittelverschwendung anzugehen. Verbraucher sollen dann mit Tools und Wissen für mehr Wertschätzung im Umgang mit Lebensmitteln ausgestattet werden. Der Gedanke dahinter: Klein anfangen und (hoffentlich) im Großen enden.
Thema am 7. Juli 2022: „Gesund und nachhaltig essen mit Fleisch – geht das?“
Quelle: Hannelore Daniel
Gesprächspartnerin war Prof. Dr. Hannelore Daniel, international renommierte Ernährungsphysiologin, Forscherin und Expertin für personalisierte Ernährung, Stoffwechsel und Biochemie der Ernährung. Sie hält weltweit Vorträge und ist Mitglied der Akademie der Wissenschaften Leopoldina sowie nationaler und internationaler Gremien. Für ihre Arbeit wurde sie mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Verdienstorden des Freistaats Bayern. Prof. Dr. Daniel berät nach ihrer Emeritierung weiterhin Institutionen und Unternehmen.
Moderation: Johanna Bayer, Wissenschaftsjournalistin und Redakteurin KErn, Bereich Wissenschaft
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Auch der Vergleich zwischen einem Flug nach Sydney, der vergleichsweise so viel CO2 produziere wie 30 Jahre durchschnittlicher Fleischkonsum in Deutschland, brachte das Thema Nachhaltigkeit bildhaft auf den Punkt: „Die großen Effekte müssen aus anderen Bereichen kommen und vor allem global betrachtet werden.“ Entsprechend spielen für einen nachhaltigeren Konsum die Regionalität, Produktion und Logistik eine viel entscheidendere Rolle, da die dabei entstehenden Emissionen nicht zwischen verschiedenen Lebensmittelarten unterscheiden.
Die Pilotfolge des „Faktencheck Ernährung“ startete am 7. Juli 2022 live mit Publikum: Insgesamt über 60 Interessierte hatten sich als aktive Fragesteller oder im öffentlichen Stream zugeschaltet. Moderiert wurde das Gespräch von Johanna Bayer, Wissenschaftsjournalistin und Redakteurin am KErn in Freising.