Nachbarschaftlich teilen statt verschwenden: Wie Briefkastensticker zur Lebensmittelrettung beitragen können

Sticker Briefkasten

Quelle: Jeanette Schrewe/Chatgpt

Im Durchschnitt werfen wir in Deutschland pro Kopf rund 76 Kilogramm Lebensmittel pro Jahr in die Tonne (Eurostat, 2025). Um dem entgegenzuwirken, hat Jeanette Schrewe im Rahmen ihrer Masterarbeit den Einsatz von Briefkastenstickern als niedrigschwellige Maßnahme zur Förderung des nachbarschaftlichen Food Sharings und somit Reduzierung der Lebensmittelverschwendung (LMV) untersucht.

Die Studie entstand in Kooperation mit dem KErn und der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.

Was wurde untersucht?

Im Rahmen der Studie (Laufzeit: 01.02.2024 – 30.09.2025) wurden 18 potenziell Nutzende sowie sechs Experten und Expertinnen aus dem Bereich Lebensmittelrettung zum Konzept befragt. Die Interviews dauerten durchschnittlich knapp 34 Minuten bei potenziell Nutzenden und etwa 64 Minuten bei den Experten und Expertinnen. Die qualitativ strukturierte Analyse konzentrierte sich auf die Akzeptanz der Briefkastensticker, ihr Potenzial, nachbarschaftliches Food Sharing zu stärken, sowie die Identifikation möglicher Barrieren.

Ergebnisse der Umfrage – Vorteile und Barrieren der Kampagne Briefkastensticker

Die Mehrheit der Befragten bewertete die Sticker als eine leicht umsetzbare und praktische Maßnahme, um das Teilen von Lebensmitteln in der Nachbarschaft zu unterstützen. Einige der positiven Effekte sind:

  • Sichtbarkeit und Motivation: Die Sticker signalisieren der Nachbarschaft die Bereitschaft zum Teilen von Lebensmitteln.
  • Förderung von Selbstwirksamkeit: Die eigene Handlungsmöglichkeit schafft nicht nur ein positives Gefühl, sondern motiviert auch andere.
  • Förderung des Gemeinschaftsgefühls: Durch die Kampagne werden Begegnungen und ein lebendigerer Austausch im direkten Wohnumfeld angeregt.
  • Wandel sozialer Normen: Der sichtbare Impuls kann gemeinschaftliches Handeln fördern und dazu beitragen, dass Teilen im Alltag zur Normalität wird.
  • Bewusstseinsbildung: Ermöglicht die Sensibilisierung für das Thema LMV und schafft einen nachhaltigen Beitrag zur Ressourcenschonung.
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Trotz der positiven Einschätzungen, wurden auch einige Herausforderungen identifiziert:

  • Mangelndes Gemeinschaftsgefühl: Die vorherrschende Anonymität im Wohnumfeld führt zu geringem Vertrauen, was die Bereitschaft zur Lebensmittelweitergabe und die Umsetzung der Initiative erschweren könnte.
  • Sicherheitsbedenken: Es bestehen zum Teil Ängste hinsichtlich der Lebensmittelsicherheit sowie Bedenken gegenüber der öffentlichen Sichtbarkeit der Sticker.
  • Angst vor Stigmatisierung: Es herrscht teilweise eine Unsicherheit darüber, wie die Initiative von der Nachbarschaft wahrgenommen werden könnte; dies kann eine Hemmschwelle zur Nutzung der Sticker darstellen.
  • Fehlende Koordinations- und Kommunikationswege: Die praktische Umsetzung könnte durch mangelnde Absprachen und fehlende Kommunikationsmöglichkeiten innerhalb der Nachbarschaft erschwert werden.

Aufkleber als einfache Nudges mit großer Wirkung

Der Sticker ist ein einfacher Nudge - ein sanfter Anstoß, der Menschen ohne Zwang zu mehr Food Sharing motiviert und einen Wandel sozialer Normen unterstützen kann. Briefkastensticker sind ein guter Start, um LMV lokal zu reduzieren. Wichtig für die Akzeptanz der Maßnahme sind dabei:
  • Ein ansprechendes, leicht verständliches und wetterfestes Design.
  • Begleitende Hintergrundinformationen und Aufklärung zur Kampagne.
  • Eine Lokale Vernetzung und Etablierung im Umfeld.
  • Apps, Online-Plattformen und Food-Sharing-Treffs zur Verbesserung der Kommunikation.

Fazit: Ein vielversprechender Ansatz für mehr Lebensmittelwertschätzung in der Kommune

Briefkastensticker sind eine einfache, praxisnahe Maßnahme, um Food Sharing zu fördern und um das Teilen von Lebensmitteln und Lebensmittelwertschätzung zu fördern. Trotz bestehender Herausforderungen können sie Bewusstsein schaffen und den Zusammenhalt in der Nachbarschaft stärken.

Poster Nachbarschaftliches Food Sharing pdf 4,6 MB