Evaluation eines Pionierprojekts zur partizipativen Schulmensa

In einer Masterarbeit in Kooperation mit der Hochschule Anhalt wurde ein zukunftsweisendes Schulverpflegungsprojekt an einem bayerischen Gymnasium evaluiert, das Lebensmittelrettung mit partizipativer Mensagestaltung verbindet. Das Mensakonzept bindet Schülerinnen und Schüler aktiv ein und setzt auf eine nachhaltige Verpflegung auf Basis geretteter Lebensmittel.

Hintergrund und Methoden

Das Mensa-Konzept bezieht die Schülerinnen und Schüler aktiv in die Beschaffung, Planung und Zubereitung der Mahlzeiten ein und setzt auf eine nachhaltige Ernährung auf Basis geretteter Lebensmittel.
Unter Einsatz eines Mixed-Methods-Designs – bestehend aus Experteninterviews sowie einer quantitativen Onlinebefragung der Projektbeteiligten – wurden ökologische, ökonomische, pädagogische und organisatorische Dimensionen des Vorhabens umfassend analysiert.

Erkenntnisse und Handlungsempfehlungen

Partizipation stärken
Partizipative Schulverpflegung lebt von aktiver Mitgestaltung durch die Schülerinnen und Schüler. Eine kontinuierliche pädagogische Begleitung ist dabei essenziell, um Überforderung zu vermeiden und die Gruppendynamik zu fördern. Klare Aufgabenverteilungen und transparente Kommunikation helfen, Unsicherheiten zu reduzieren und die Motivation zu steigern. Lernorientierte Tätigkeiten wie Planung und Zubereitung von Speisen sollten im Fokus stehen und die Teilnahme sollte freiwillig und altersgerecht gestaltet werden, um die intrinsische Motivation zu stärken.
Akzeptanz und Zufriedenheit erhöhen
Die Integration geretteter Lebensmittel bietet großes Potenzial für nachhaltiges Lernen, reicht jedoch allein nicht aus, um Akzeptanz und Zufriedenheit sicherzustellen. Klare Abläufe und Strukturen, sowie eine offene Kommunikation sind entscheidend, damit die Jugendlichen Partizipation als sinnstiftende Erfahrung wahrnehmen. Dabei sollten sowohl altersbedingte Unterschiede in der Mitwirkungsbereitschaft als auch externe Faktoren wie alternative Versorgungsmöglichkeiten berücksichtigt werden.
Ernährungsbildung verankern
Eine nachhaltige Schulverpflegung sollte systematisch mit Ernährungsbildung verbunden werden. Praxisorientierte Angebote wie Kochprojekte, Workshops oder Projekttage fördern nachhaltiges Handeln und lassen sich mit Inhalten aus dem Lehrplan verknüpfen. Die Einbindung von Eltern und lokalen Partnern kann die Wirkung weiter erhöhen und die Bildungsinhalte in den Alltag übertragen. Für eine erfolgreiche Umsetzung ist qualifiziertes Personal notwendig, das fachlich und methodisch geschult ist.
Wirtschaftliche Tragfähigkeit sichern
Für eine nachhaltige Umsetzung ist eine transparente und nachvollziehbare Preisgestaltung zentral. Kosten für Personal, Logistik und pädagogische Begleitung sollten offen kommuniziert werden, um Akzeptanz bei allen Beteiligten zu fördern. Gleichzeitig sollten Schulen Fördermittel prüfen und Preise sozial verträglich gestalten. Qualität, Portionsgröße und Zusammensetzung der Mahlzeiten tragen entscheidend zur Wahrnehmung des Preis-Leistungs-Verhältnisses bei.
Lebensmittelrettung sinnvoll nutzen
Gerettete Lebensmittel reduzieren Abfall und fördern Wertschätzung, erfordern jedoch eine flexible Planung und Anpassung der Menüpläne. Rechtliche Vorgaben wie Hygienevorschriften können dabei gleichzeitig als Lernimpuls genutzt werden. Durch praxisnahe Formate entsteht ein Bewusstsein für nachhaltiges Handeln, das über die Mensa hinauswirkt.
Logistik und Organisation optimieren
Die erfolgreiche Umsetzung partizipativer Schulverpflegung hängt von passenden Räumlichkeiten, geeigneter Infrastruktur und qualifiziertem Personal ab. Küchen, Lager und Ausgabebereiche sollten so gestaltet sein, dass mehrere Personen gleichzeitig arbeiten können. Ein schrittweiser Einstieg, zum Beispiel über Projekttage, erleichtert den Aufbau, während externe Partner wertvolle Unterstützung leisten können.
Zentrale Botschaft
Partizipative Schulverpflegung gelingt dann, wenn Pädagogik, Organisation, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit zusammengedacht werden und die Schülerinnen und Schüler echte Mitgestaltung erleben. Klare Strukturen, qualifiziertes Personal und transparente Kommunikation sind dabei zentrale Erfolgsfaktoren. Für eine langfristige Wirkung braucht es klare Rahmenbedingungen, eine bedarfsgerecht gestaltete Partizipation und politische wie institutionelle Unterstützung.

So kann die Schulmensa als wichtiger Lern- und Gestaltungsort, der Bildung, soziale Teilhabe und ökologische Verantwortung verbindet, gestärkt werden.

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