Erster bayerischer Fachtag Klinikverpflegung
Nachhaltige Klinikverpflegung ist möglich!
Kulmbach/Freising, 22.07.24: Bedarfsgerecht, nachhaltig, genussvoll und gleich-zeitig wirtschaftlich: So sollte Klinikverpflegung im Idealfall aussehen. Wie dies gelingen kann, diskutierte das Kompetenzzentrum für Ernährung (KErn) gemeinsam mit Experten aus der Branche auf dem ersten bayerischen „Fachtag Klinikverpflegung – Nachhaltigkeit im Fokus“ am 25. Juni 2024 in Nürnberg. Das Fazit: Nachhaltigkeit muss besonders hier ganzheitlich gedacht werden und erfordert eine deutlich stärkere Vernetzung innerhalb der Branche.
Die Klinikverpflegung gehört zu den bedeutendsten Bereichen der Gemeinschaftsverpflegung: In mehr als 400 Krankenhäusern in Bayern werden jährlich über 2,5 Millionen Patientinnen und Patienten versorgt. „Die Klinikverpflegung bietet damit großes Potenzial. Viele Menschen können auf ihrem Weg zur Genesung unterstützt werden. Dabei ist es mir persönlich ein großes Anliegen, dass Patienten nicht nur bedarfsgerecht verpflegt werden, sondern vor allem auch Genuss erleben“, betonte Ernährungsministerin Michaela Kaniber in ihrem Grußwort beim ersten bayerischen „Fachtag Klinikverpflegung – Nachhaltigkeit im Fokus“.
Besondere Herausforderungen der Klinikverpflegung
Die Klinikverpflegung bildet eine außergewöhnlich heterogene Branche, die laut Einschätzung von Ekkehart Lehmann, Geschäftsführer der K&P Consulting GmbH, zu den herausforderndsten Feldern der Gemeinschaftsverpflegung gehört: So unter-scheiden sich die die verschiedenen Einrichtungen nicht nur in Größe und Trägerschaft, sondern arbeiten auch mit vielfältigen Bewirtschaftungsformen und Küchensystemen. Laut der aktuellen Care-Studie des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) und der K&P Consulting GmbH beliefern beispielsweise fast 60 % der Klinik-Küchen in Deutschland zugleich auch Einrichtungen wie Kitas, Schulen oder Senioreneinrichtungen. Um die Klinikverpflegung nachhaltiger und damit zukunftsfähig zu gestalten, sind deshalb passgenaue und flexible Lösungen erforderlich, die dieser vielfältigen Gemengelage gerecht werden.
Mit ganzheitlichen Lösungen zu mehr Nachhaltigkeit
Viele Einrichtungen haben die Bedeutung einer nachhaltigen Gemeinschaftsverpflegung bereits erkannt: 78 % der befragten Kliniken in der Care-Studie setzen bereits mindestens anteilig auf regionale Produkte – dagegen sind jedoch nur 10 % der Einrichtungen bisher ganz oder teilweise bio-zertifiziert. Als größtes Hindernis gilt dabei der hohe finanzielle Druck in der Branche, durch den die Mehrkosten für den Einsatz ökologisch erzeugter Lebensmittel oft nur schwer zu rechtfertigen seien.
Um dieser Problematik zu begegnen, sind in der Klinikverpflegung vor allem ganzheitliche Lösungen gefragt, wie beispielsweise Andreas Wolf am Beispiel des ISAR-Klinikums bewies. Die Mehrkosten für hochwertige und nachhaltig produzierte Lebensmittel lassen sich mithilfe eines gesamtbetriebswirtschaftlichen Ansatzes durch-aus decken. Möglichkeiten gibt es viele: ob über die Einnahmen aus Recycling-Materialien (z. B. Papiermüll), energieeffizientere Praktiken in der Küche (z. B. kürzere Gar- und Warmhaltezeiten sowie ein höherer Rohkost-Anteil) oder die Investition in KI-gestützte Bestell- und Planungssysteme zur Reduzierung von Lebensmittelabfällen. Auf diese Weise ergeben sich sowohl neue Perspektiven für den Wareneinkauf, als auch für die Einbindung weiterer Maßnahmen für mehr Nachhaltigkeit in der Klinikverpflegung.
Vernetzung und Austausch bleiben der Schlüssel zum Erfolg
Insgesamt wurde auf dem ersten bayerischen Fachtag Klinikverpflegung deutlich: Nachhaltigkeit ist im Klinik-Umfeld durchaus möglich, erfordert allerdings ein Umdenken innerhalb der gesamten Branche. Zudem gilt es für die Entwicklung ausreichend flexibler und individueller Lösungen, die den besonderen Anforderungen des Klinikbereichs entsprechen, weitere Plattformen für Austausch und Vernetzung zu schaffen. Bereits auf dem Kongress boten Foren daher Raum zum Erfahrungsaustausch. Auch künftig möchte das KErn sich gemeinsam mit dem Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus sowie den jeweiligen Ämtern für weitere Vernetzung einsetzen – um die Transformation der Klinikverpflegung in Richtung Nachhaltigkeit aktiv voranzutreiben.