Milch ist unbedenklich für das Herz
Zwischenergebnisse zum Projekt „Update: Milch“
Milch ist ein wertvolles Lebensmittel, bedeutend für die menschliche Ernährung, insbesondere für die Calcium-Versorgung. Dennoch: In Social-Media-Beiträgen und Sachbüchern wird seit einiger Zeit vermehrt diskutiert, ob Milch und Milchprodukte sich ungünstig auf die Gesundheit auswirken. Ein Vorwurf lautet: Milch soll Blutdruck und Cholesterin erhöhen und so dem Herz schaden. Mythos oder Fakt?
Fakt ist: Milch oder Milchprodukte wie Käse und Joghurt haben keinen negativen Einfluss auf diese und andere Risikofaktoren für Herz-Kreislauferkrankungen. Dabei ist es egal, ob die Studienteilnehmer fettarme oder Vollfettprodukte verzehrten und es spielt auch keine Rolle, ob diese auch mehr als die empfohlenen drei Portionen pro Tag zu sich nehmen. Joghurt zeigt leicht günstigere Effekte im Vergleich zu Milch und Milchprodukten.
Das ist das Ergebnis einer Netzwerkmetaanalyse vom Institut für Evidenz in der Medizin (IfEM) am Universitätsklinikum Freiburg im Rahmen des Forschungsprojektes „Update: Milch - Neues aus der Wissenschaft“. Beteiligt sind sowohl das Institut für Ernährungsmedizin der Technischen Universität München (TUM) als auch das Kompetenzzentrum für Ernährung (KErn), Freising. Die Originalpublikation wurde im Mai 2023 in dem renommierten Journal „Advances in Nutrition“ veröffentlicht.
Prof. Dr. Hans Hauner vom Lehrstuhl Ernährungsmedizin der Technischen Universität München (TUM):
„Das Thema Milchkonsum wird – aus sehr unterschiedlichen Gründen – immer wieder unsachlich dargestellt und kommentiert, häufig fehlen wissenschaftliche Belege für getroffene Aussagen.“
„Unser Projekt dient dazu, einen aktuellen Überblick über die wissenschaftlich gesicherten Erkenntnisse zu geben.“
„Leider gibt es seit Jahren Vorurteile gegen Milch und Milchprodukte, die längst von der Wissenschaft überprüft und geklärt wurden. Milch ist für die meisten Menschen völlig unbedenklich und ein wertvolles Lebensmittel.“
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind mit rund 40 Prozent aller Sterbefälle die führende Todesursache in Deutschland. Insofern hat die Prävention von Herzleiden mithilfe einer gesunden Ernährung einen hohen Stellenwert für die öffentliche Gesundheit. Umstritten ist dabei die Rolle der Kuhmilch. Milchprodukte galten lange als ausgesprochen gesund, inzwischen wird aber ihr Effekt auf die Gesundheit, sowie auf Klima-wandel und Tierwohl, kontrovers diskutiert.
Prof. Dr. Lukas Schwingshackl vom Institut für Evidenz in der Medizin am Universitätsklinikum Freiburg:
„Mehrheitlich gab es keine oder sehr geringe Effekte durch Milchprodukte auf die untersuchten Marker der kardio-metabolischen Gesundheit.“
„Die Annahme, dass Milch- und Milchprodukte Risikofaktoren für Herz-Kreislauferkrankungen negativ beeinflussen, ist darum unbegründet.“
Joghurt ist etwas gesünder als Milch
Die neue Studie belegt nun: Wer Milch oder Milchprodukte wie Joghurt zu sich nimmt, braucht kein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu befürchten. Denn weder Körpergewicht noch Blutfette, Blutzucker oder Blutdruck werden durch den Konsum von Milch oder Milchprodukten merklich beeinflusst. Diese gelten als Marker für Krankheiten wie diverse Durchblutungsstörungen, Herzinfarkt, Schlaganfall oder Diabetes. Die Netzwerkmetaanalyse ergab, dass es dabei keine Rolle spielt, ob es sich um fettarme oder Vollfettprodukte handelt und ob die Studienteilnehmenden mehr als die von mehreren Fachgesellschaften weltweit empfohlenen drei Portionen pro Tag zu sich nehmen. Letztlich scheint der Konsum von Joghurt dabei tendenziell etwas günstiger zu sein als der von Milch.
Über das Forschungsprojekt:
Das Forschungsprojekt „Update: Milch - Neues aus der Wissenschaft“ wird vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten finanziert und läuft bis Ende 2024. Im Rahmen dieses Projektes sollen u.a. Kohortenstudien zum Thema Milch und Milchprodukte ausgewertet und auch weitere Krankheitsrisiken wie etwa Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und Diabetes mellitus Typ 2 untersucht werden. In einer Analyse der TUM wird die Studienlage interpretiert und eingeordnet, auch im Hinblick auf Verzehrsempfehlungen.
Ansprechpartner
Prof Dr. rer. nat. Lukas Schwingshackl, MSc
Institut für Evidenz in der Medizin
Universitätsklinikum Freiburg
Tel.: +49 (0)761 270- 85328
E-Mail: lukas.schwingshackl@uniklinik-freiburg.de
Prof. Dr. Hans Hauner
Technische Universität München
Klinikum Rechts der Isar
Lehrstuhl für Ernährungsmedizin.
E-Mail: hans.hauner@tum.de
Dipl. oec. troph. Kathrin Sedlmaier
Kompetenzzentrum für Ernährung (KErn)
Tel.: + 49 (0)9221 40782-768
E-Mail: Kathrin.Sedlmaier@KErn.bayern.de