Milch – Update aus der Wissenschaft

Die Milch macht’s! Oder doch nicht? Über den ernährungsphysiologischen Wert des Grundnahrungsmittels Milch wird seit Jahren gestritten, auch unter Expertinnen und Experten. Das Kompetenzzentrum für Ernährung (KErn) will es genauer wissen und erhebt nun mit den neuesten Methoden der Evidenzanalyse den aktuellen Forschungsstand.




Auswahl an Milchprodukten vor weißem Hintergrund


Das KErn widmet sich im Rahmen des Projekts „Update: Milch – Neues aus der Wissenschaft“ über einen Zeitraum von drei Jahren der wissenschaftlichen Analyse zum aktuellen Forschungsstand der gesundheitlichen Auswirkungen von Milch- und Milchprodukten.

In Zusammenarbeit mit der Technischen Universität München (TUM) und dem Universitätsklinikum Freiburg (IfEM) geht das KErn dem Ziel nach, die gesundheitlichen Effekte und Auswirkungen von Milch und Milchprodukten auf verschiedene chronische Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Krebs darzustellen. Zudem arbeitet die Forschergruppe an der Fragestellung, welche gesundheitlichen Effekte unterschiedliche Fettgehaltsstufen der Milch- und Milchprodukte haben.

Hintergrund des Projekts

Fachgesellschaften wie die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfehlen den täglichen Konsum von 200-250 Milliliter Milch, Joghurt, Kefir oder Buttermilch sowie 50 bis 60 Gramm Käse – das entspricht ca. 2 Scheiben pro Tag. Diese Lebensmittel tragen zu einer ausreichenden Versorgung mit Protein, Kalzium, Vitamin B2, B12 und Jod bei, unterstützen die Knochengesundheit und gehen mit einem verringerten Risiko für Dickdarmkrebs einher.

Auf der anderen Seite ändert sich das Konsumverhalten vieler Verbraucherinnen und Verbraucher: Der Trend geht weg von klassischen Milchprodukten hin zu Pflanzendrinks aus Hafer, Reis, Lupinen oder Erbsenprotein, die von vielen als gesünder wahrgenommen werden.

Das Thema Milchkonsum wird – aus sehr unterschiedlichen Gründen – immer wieder unsachlich dargestellt und kommentiert, häufig fehlen wissenschaftliche Belege für getroffene Aussagen. Unser Projekt dient dazu, einen aktuellen Überblick über die wissenschaftlich gesicherten Erkenntnisse zu geben, so Prof. Hauner, TU München. Das aktuelle Projekt bringt erstmals mit den Mitteln der Netzwerkmetaanalyse (NMA) die Effekte und Assoziationen von Milch und Milchprodukten im Vergleich zu typenähnlichen Produkten und anderen Lebensmitteln in Erfahrung. Die Methodik der NMA ermöglicht es, Ergebnisse zahlreicher Studien miteinander zu kombinieren und die Effekte verschiedener Ernährungsinterventionen in einer Art Rangliste gegenüberzustellen, so PD Dr. Schwingshackl, IfEM.

Nach den abgeschlossenen Projekten am KErn zu A1/A2-Milch und einer Literaturübersicht zu Milch von 2015 zielt die Forschergruppe auf neueste Forschungsergebnisse und innovative Literaturanalyse-Methoden sowie unterschiedliche Milchprodukte ab.

Mehr über das Projekt „Wissenschaftlicher Status quo zu A1-/A2-Milch“

Die Ziele auf einem Blick

  • Weiterentwicklung von innovativen Methoden der Netzwerkmetaanalyse in der wissenschaftlichen Recherche (IfEM).
  • Netzwerkmetaanalyse zu unterschiedlichen Milchprodukten und verschiedenen Fettstufen bei Milch (IfEM).
  • Metaanalyse von Kohortenstudien, welche die Auswirkungen anhand von Substitutionsmodellen prüft – z.B. Auswirkungen auf Diabetes mellitus Typ 2, wenn 100 g rotes Fleisch durch 100 ml Milch ersetzt wird (IfEM).
  • Bei der Analyse und Interpretation der Auswirkungen von Milchkonsum auf verschiedene Erkrankungen, wie etwa Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes mellitus Typ 2 und Krebserkrankungen, werden auch aktuelle Empfehlungen zum Milchkonsum, z.B. der DGE und EFSA, herangezogen und klimarelevante Argumente miteinbezogen, die auf Statements angesehener Institutionen, wie z.B. der Lancet EAT Commission, basieren (TUM).
  • Erstellung von aktuell wissenschaftlich basiertem Datenmaterial zu Milch und Milchprodukten sowie die redaktionelle Aufbereitung der Ergebnisse als verbrauchertaugliche Handlungsempfehlungen (KErn).

Projektinformation

Akronym: Update Milch
Projektleitung: Martin Kussmann
Projektlaufzeit: 01.01.2022 bis 31.12.2024
Finanzierung: Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus

Kooperationspartner:
Institut für Evidenz in der Medizin am Universitätsklinikum Freiburg (IfEM)
Lehrstuhl für Ernährungsmedizin an der Technischen Universität München (TUM)

Förderkennzeichen: A/21/16

Aktuelles

Nachbericht
Fachtag „Milch & Ernährungsmythen“

Fachtag Milch Gruppenbild

Quelle: KErn/ Tobias Hase

Das Projekt „Update: Milch - Neues aus der Wissenschaft“ hat die Datenlage zum Gesundheitswert von Kuhmilch und Milchprodukten umfassend ausgewertet und am 15. Oktober 2024 öffentlich vorgestellt. Dieses Kooperationsprojekt der TU München, dem Universitätsklinikum Freiburg sowie des Kompetenzzentrums für Ernährung wird vom Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus (StMELF) gefördert.  Mehr

Zwischenergebnis
Substitutionsstudie: Was essen anstatt Milch und Käse?

Fachkraft geißt Milch in Kanne, im Hintergrund Stall mit Melkmaschine

© AdobeStock/Yanawut Suntornkij

Wie wirkt es sich auf die Gesundheit aus, wenn statt Milchprodukten mehr Fleisch, verarbeitetes Fleisch oder Pflanzliches auf dem Teller landet? Eine neue Substitutionsstudie, die als Zwischenergebnis aus dem Projekt „Update: Milch“ hervorging, hat sich mit diesen Fragen beschäftigt. Die Kurzzusammenfassung der Ergebnisse finden Sie auf dem Wissensportal Ernährungsradar.  Mehr

Neue Infografik
Milch und Milchprodukte: Inhaltsstoffe und positive Effekte auf die Gesundheit

Infografik mit Inhaltsstoffen und gesundheitlichen Vorteilen von Kuhmilch und Milchprodukten

© KErn

Ob pur, im Kaffee oder verarbeitet zu Butter oder Käse – Milch spielt in der menschlichen Ernährung eine wichtige Rolle. Aber was macht Milch und Milchprodukte so besonders? Welche wertvollen Inhaltsstoffe zeichnen sie aus und wie können wir davon profitieren? Dieser Frage sind Fachexperten des KErn nachgegangen. Ihre Erkenntnisse haben sie übersichtlich in einer Infografik aufbereitet, die Sie hier herunterladen können.
 

Inhaltsstoffe und Gesundheitseffekte von Kuhmilch und -produkten pdf 292 KB

Ingredients and health effects of cow‘s milk and products pdf 290 KB

Milch ist unbedenklich für das Herz
Zwischenergebnisse zum Projekt „Update: Milch“

Eingießen von Milch in Glas. Im Hintergrund ist verschwommen Natur zu erkennen.

© AdobeStock/Natural box

Milch ist ein wertvolles Lebensmittel, bedeutend für die menschliche Ernährung, insbesondere für die Calcium-Versorgung. Dennoch: In Social-Media-Beiträgen und Sachbüchern wird seit einiger Zeit vermehrt diskutiert, ob Milch und Milchprodukte sich ungünstig auf die Gesundheit auswirken. Ein Vorwurf lautet: Milch soll Blutdruck und Cholesterin erhöhen und so dem Herz schaden. Mythos oder Fakt?   Mehr

Fernsehinterview
Milch – gefährlich, überbewertet oder alternativlos?

Eine Auswahl von Milchprodukten vor weißem Hintergrund

© AdobeStock_NewAfrica

Das war der Titel der am 15. September 2020 ausgestrahlten Planet Wissen-Sendung in der ARD. Als Studiogast informierte Christine Röger, heutige Leiterin des KErn, über Fakten in Sachen Milch und Gesundheit: Während Milchersatzprodukte vor allem in Großstädten en vogue sind, gerät das Grundnahrungsmittel immer häufiger als Krankmacher in Verruf. Allerdings ist der Konsum von Milch und Milchprodukten in Maßen durchaus gesund - wenn auch bei Erwachsenen nicht zwingend notwendig. Mehr über die Risiken übermäßigen Milchkonsums, den Unterschied zwischen A1- und A2-Milch, Laktoseintoleranz, Pflanzendrinks und ihre Umweltrelevanz sowie ein Experiment mit Muttermilch-Cappuccino erfahren Sie in der Sendung.  

Mehr zur Sendung auf www.planet-wissen.de Externer Link