Forschungsprojekt
EvaPlaM- Gesundheitliche und ökologische Evaluierung von Pflanzendrinks im Vergleich zu Kuhmilch

Das Kompetenzzentrum für Ernährung (KErn) widmet sich über einen Zeitraum von drei Jahren dem Vergleich von Kuhmilch und Pflanzendrinks. In Zusammenarbeit mit der Technischen Universität München (TUM) und dem Universitätsklinikum Freiburg (IfEM), dem Institut für nachhaltige Land- und Ernährungswirtschaft e.V. (INL) sowie dem LfL-Institut für Agrarökonomie geht das KErn dem Ziel nach, Gesundheits- und Umweltwirkungen gemeinsam zu bewerten. Der Vergleich fokussiert auf die in Bayern und Deutschland üblichen Produktionsbedingungen bei der Herstellung von Milch und die am häufigsten in Deutschland konsumierten Pflanzendrinks.

Die Nachfrage nach pflanzlichen Ersatzprodukten für Milch stieg in den letzten Jahren in Deutschland. Motive für den Kauf von Pflanzendrinks sind Tierwohl, Umweltschutz und Gesundheit. Hafer-, Mandel-, Sojadrinks und Co. werden auch dementsprechend vermarktet. Im Gegensatz dazu sinkt die Nachfrage nach Kuhmilch. Ein Grund dafür: Es ranken sich verschiedene Mythen rund um Milch, die sie als gesundheitsschädlich erscheinen lassen. Im Projekt „Update: Milch - Neues aus der Wissenschaft“ (Laufzeit 2022 bis 2024) wurden die gesundheitlichen Auswirkungen von Milch umfassend untersucht. Das Fazit: Aus gesundheitlicher Perspektive spricht nichts gegen die von der DGE empfohlenen Mengen von 2 Portionen pro Tag. Milchprodukte sind reich an Nährstoffen wie Eiweiß, Kalzium, Vitamin B12 und Jod und sind - zumindest in geringem Maße - mit einem reduzierten Risiko für Typ-2-Diabetes und Schlaganfall assoziiert.

Milch ist besonders für Kinder und ältere Menschen wichtig Gerade bei Kindern und Jugendlichen ist eine ausreichende Versorgung mit Kalzium, hochwertigem Protein, Vitamin B12 und Jod wichtig, um Knochenwachstum und -dichte sowie die neurologische Entwicklung zu unterstützen. Auch bei älteren Menschen ist eine gute Versorgung mit Kalzium von Bedeutung, um die Knochengesundheit zu erhalten. Marktchecks und Studien weisen darauf hin, dass Pflanzendrinks sehr unterschiedlich sind, jedoch insgesamt weniger wertvolle Nährstoffe liefern als Kuhmilch. Andererseits enthalten Pflanzendrinks oftmals höhere Gehalte an Ballaststoffen.

Umweltwirkungen von Milch und Pflanzendrinks

In Sachen Umweltverträglichkeit zeigen zwar Studien, dass die Produktion von Pflanzendrinks weniger Treibhausgase verursacht und den Flächenverbrauch reduziert sowie Stickstoff- und Phosphat-Emissionen verringert. Zugleich braucht der Anbau von Nüssen wie Mandeln oder Cashew große Mengen an Süßwasser. Viele Kulturen, die zur Herstellung von Pflanzendrinks verwendet werden, haben auch hohe Ansprüche. Der Anbau lässt sich daher nicht beliebig ausweiten. Zudem landet nur ein Teil der in den Pflanzen enthaltenen Energie und Nährstoffe im fertigen Produkt. Auf der anderen Seite können Kühe für den Menschen nicht verwertbares Grünland - aber auch Neben- und Abfallprodukte wie Biertreber – in hochwertige Lebensmittel umwandeln. Bei entsprechender Fütterung stehen sie damit nicht in Konkurrenz zur menschlichen Ernährung. Die Ökobilanz der Milch hängt sehr stark von den Produktionsbedingungen, wie etwa Weidehaltung, ab.

Ökobilanzen pro Portion greifen zu kurz

Erste Studien zeigen, dass ein Vergleich von Lebensmitteln hinsichtlich ihrer ökologischen Fußabdrücke pro Portion (pro 100 Gramm oder pro 1 Kilogramm) zu kurz greift. Pflanzliche Lebensmittel haben erheblich geringere Fußabdrücke als tierische Produkte, liefern aber nicht die gleichen Nährstoffe. Daher werden in diesem Projekt Gesundheits- und Umweltwirkungen gemeinsam bewertet.

Die Ziele auf einen Blick:

  • Zusammenstellung und Bewertung aktueller Studiendaten zu Effekten und Zusammenhängen von Pflanzendrinks im Vergleich zu Milch auf ausgewählte chronische Erkrankungen und Risikofaktoren bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Dazu werden innovative Evidenzsynthesen, wie paarweise und Dosis-Wirkungs-Metaanalysen und Netzwerkmetaanalysen durchgeführt.
  • Auswertung Public-Health-relevanter Nährstoffe in Kuhmilch und Pflanzendrinks, die über die deklarierungspflichtigen ''Big 7''-Nährstoffe hinausgehen. Dies erlaubt konkrete Angaben etwa auch zu Proteinqualität oder Mikronährstoffen.
  • Ernährungsmedizinische Bewertung der Pflanzendrinks insbesondere für sensible Konsumentengruppen.
  • Erstellung von Umweltfußabdrücken von Milch - je nach Haltungs- oder Fütterungssystem, sowie landwirtschaftlicher Betriebsart - und von Pflanzendrinks mit zwei sich ergänzenden Umwelt-Rechnern.
  • Multinährstoffspezifische Ökobilanzierung der Kuhmilchprodukte und Pflanzendrinks sowie Einordnung der Ergebnisse im Kontext planetarer Grenzen.
  • Erstellung von aktuell wissenschaftlich basiertem Datenmaterial zu Milch und Pflanzendrinks sowie die redaktionelle Aufbereitung der Ergebnisse als verbrauchertaugliche Handlungsempfehlungen.

Projektinformation:
Akronym: EvaPlaM
Projektleitung: Kathrin Sedlmaier
Projektlaufzeit: 01.01.2025 bis 31.12.2027
Förderkennzeichen: A/24/19


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