Online-Forum Junge Eltern/Familien am 09. Oktober 2025
Kinderernährung in Bewegung: Kindliche Körperwahrnehmung im Fokus

Online Forum JEF 2025

Quelle: Smartpixel

Ernährung bedeutet mehr als nur die Auswahl der Lebensmittel; auch die Art und Weise, wie wir essen, spielt eine entscheidende Rolle. Gesunde Babys essen und trinken nur, wenn sie hungrig sind, und hören auf, sobald sie satt sind. Säuglinge und Kleinkinder bewegen sich von Natur aus gern, was ihnen hilft, ihren Körper spielerisch wahrzunehmen und positive Emotionen zu erleben. Doch durch äußere Einflüsse wie Erziehung oder Werbung „verlernen“ viele Menschen, die Signale ihres Körpers richtig zu erkennen und entsprechend zu reagieren. Das Online-Forum Junge Eltern/Familien am 09. Oktober 2025 widmete sich der Frage, wie die kindliche Körperwahrnehmung von Anfang an sensibel gefördert werden kann. Experten diskutierten, wie diese Aufgabe in unserer schnellen, bunten Welt gelingen kann.


Die wichtigsten Erkenntnisse des Forums:

  • Eine achtsame und feinfühlige Gestaltung von Essenssituationen in Kita und Familie, die eine entspannte Atmosphäre, Vorbilder und die Berücksichtigung individueller Bedürfnisse umfasst, fördert ein positives Essverhalten und die Selbstwahrnehmung von Kindern.
  • Eine einfühlsame und vertrauensvolle Begleitung durch eine Bezugsperson sowie gezielte Bewegungs- und Wahrnehmungsanregungen sind entscheidend, um die körperliche Selbsterfahrung, das Selbstvertrauen und die emotionale Entwicklung von Kindern ganzheitlich zu fördern.

Feinfühlige Begleitung für mehr Selbstwahrnehmung und Kompetenz beim Essen


„Es ist kein Verwöhnen, es macht Kinder stark“, betont Frau Prof. Dr. Fabienne Becker-Stoll in ihrem Beitrag. Sie erklärt, dass Essenssituationen in Kita und Familie mit Achtsamkeit und Feinfühligkeit gestaltet werden sollten, um ein positives Essverhalten bei Kindern zu fördern. Sie empfiehlt, eine entspannte Atmosphäre ohne Ablenkungen zu schaffen, in der Kinder Hunger- und Sättigungsgefühle sowie ihre Vorlieben und Abneigungen wahrnehmen und ausdrücken können. Gemeinsame Mahlzeiten stärken das soziale Miteinander und bieten Raum für Gespräche über Ernährung. Die Referentin hebt hervor, dass Vorbilder in der Ernährung eine entscheidende Rolle spielen, da Kinder durch Nachahmung lernen. Die individuellen Bedürfnisse der Kinder zu berücksichtigen, hilft ihnen einen selbstbewussten Umgang mit Essen zu lernen. Um als Vertrauensperson sicherer Hafen für das Kind sein zu können, ist es außerdem wichtig, dass man auf sich selbst achtet und sich bei Bedarf Unterstützung holt.

Dr. Stephan Lück verdeutlichte anhand von Produktbeispielen die charakteristischen Merkmale von Kinderlebensmitteln. Diese zeichnen sich durch ansprechende Verpackungen, kindgerechte Namen und oft zusätzliche Beigaben aus, die nicht nur Kinder, sondern auch ihre Eltern zum Kauf verleiten. Allerdings enthalten diese Produkte häufig hohe Mengen an Zucker, Fett und Salz, während die zugesetzten Vitamine und Mineralstoffe keinen echten ernährungsphysiologischen Nutzen bieten. Es sollte jedoch kein vollständiges Verbot ausgesprochen werden; vielmehr ist ein bewusster Umgang mit Kinderlebensmitteln wichtig. Die beiden Experten betonen die Vorbildfunktion der Eltern im Umgang mit natürlichen Lebensmitteln. Frau Prof. Dr. Fabienne Becker-Stoll ergänzt: „Wir haben auch die Aufgabe, den Kindern die Freude an nicht verarbeiteten Lebensmitteln beizubringen.“ Kinder sollten frühzeitig in die Essensplanung und Zubereitung einbezogen werden, um die Akzeptanz für eine vielfältige Ernährung zu erhöhen.


Mit Achtsamkeit und Vertrauen zu emotionaler Stärke


Frau Prof. Dr. Petra Jansen erläutertet wie sich Interozeption, die Fähigkeit, Signale aus dem Körperinneren wahrzunehmen, diese zu verstehen und darauf zu reagieren, gezielt fördern lässt. Körperliche Aktivität wie Laufen, Springen, Klettern verbessern Interozeption und umgekehrt – es entsteht ein sich stärkender Kreislauf. Studien zeigen: Aktive Kinder haben ein besseres Gespür für ihre Emotionen und ihre inneren Signale. Mit einem besseren Empfinden für ihren eigenen Körper können besonders ältere Kinder Emotionen besser erkennen und verstehen sowie Stress bewältigen.

Verschiedene Körperwahrnehmungsübungen können bei Kindern die Achtsamkeit schulen.
Bei Säuglingen empfehlen sich beispielsweise Massagen und Berührungen. Ein „Body Scan mit Kindern“ oder Barfußgehen unter behutsamer Anleitung kann das Körperbewusstsein stärken. „Die Förderung der Körperwahrnehmung kann aber nicht unabhängig von der schulenden Person gesehen werden.“, so Prof. Petra Jansen. Die Beziehung zur Bezugsperson, deren Feinfühligkeit und fürsorgliches Vorgehen, spielen eine tragende Rolle.



Über das JEF-Forum:


Am 09. Oktober 2025 veranstaltete das Kompetenzzentrum für Ernährung (KErn) für die Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus (StMELF) zum bereits sechsten Mal ein Online-Forum Junge Eltern/Familien.

Renommierte Experten aus Wissenschaft und Praxis zeigten Wege auf, wie die kindliche Körperwahrnehmung von Anfang an sensibel wahrgenommen und begleitet werden kann.
Stellvertretend für die ÄELF sowie die Bereiche Ernährungsbildung und Gemeinschaftsverpflegung bereicherten Frau Jana Wagenländer vom AELF Kitzingen-Würzburg und Frau Véronique Germscheid vom AELF Augsburg das Forum mit ihren Berichten aus der Praxis. Dr. Malte Rubach vom StMELF führte durch das Programm.

Informationen zu den Angeboten an den ÄELF erhalten Sie hier:


Ansprechpartner

Arbeitsgruppe Junge Eltern/Familien an der Regierung Unterfranken
SG 62 Beratung in der Land- und Hauswirtschaft, Ernährungsbildung

Peterplatz 9
D-97070 Würzburg
E-Mail: jef-forum@reg-ufr.bayern.de