Podcast mit Brigitte Theile
Gemeinsam. Lebensmittel. Feiern – mit den Ernährungspionieren den Kreislauf schließen. Vom Feld bis auf den Teller, mit Brigitte Theile.

Füllhorn mit Lebensmitteln neben Foto von Moderatorin Brigitte Theile

© KErn

Lebensmittelrettung geht uns alle an: Allein Bayern enden im Durchschnitt pro Person und Jahr 70 Kilogramm Essen im Abfall. Doch es geht auch anders! Überall in Bayern zeigen engagierte Menschen auf allen Stufen der Wertschöpfungskette, wie man mit innovativen Einfällen und Mut zum Handeln noch genießbaren Lebensmitteln ein zweites Leben schenken kann.
In der fünfteiligen Podcast-Reihe „Gemeinsam. Lebensmittel. Feiern – mit den Ernährungspionieren den Kreislauf schließen“ stellt das KErn diese Pioniere auf dem Gebiet der Lebensmittelrettung vor. Entdecken Sie gemeinsam mit BR-Moderatorin Brigitte Theile in jeder Folge inspirierende Geschichten aus Landwirtschaft, Verarbeitung, Handel oder Gemeinschaftsverpflegung und erfahren Sie, wie Sie selbst aktiv werden können. Jetzt reinhören und Gemeinsam. Lebensmittel. Feiern!


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Werden Sie selbst aktiv gegen Lebensmittelverschwendung!

Bereits kleine Schritte können einen großen Beitrag leisten. Unsere KErn-Projekte zur Lebensmittelrettung zeigen Ihnen mit cleveren Tipps und Tricks sowie inspirierenden Beispielen, wie es geht.

Folge 1: Pioniere der Landwirtschaft

Füllhorn mit Lebensmitteln und Fotos von Gästen der ersten Podcast-Folge Gemeinsam.Lebensmittel.Feiern

In der ersten Folge der KErn-Podcastreihe „Gemeinsam. Lebensmittel. Feiern“ stellen wir zwei Pioniere aus der Landwirtschaft vor, die mit cleveren Upcycling-Ideen Lebensmitteln ein zweites Leben schenken:

Birgit Dinauer baut zusammen mit ihrem Mann auf den Feldern ihres historischen Hofes im Landkreis Regensburg Lein, Sonnenblumen, Raps und Senf an und verarbeitet die Früchte zu Öl. Anfallende Reste aus der Ölherstellung – den sogenannten Trester – wirft sie nicht einfach in den Müll, sondern verarbeitet sie zu Mehl und isoliertem Protein weiter.

Eine übergroße Ernte und die Liebe seiner Kinder zu süßen Knabbereien brachten Christoph Wasinger aus Wiesent in der Oberpfalz auf die Idee, in die Weiterverarbeitung von Erdbeeren einzusteigen – und diese in gefriergetrockneter Form anzubieten.

Transkription - Folge 1: Pioniere der Landwirtschaft

Folge 1: Pioniere der Landwirtschaft
Moderatorin: Brigitte Theile
Gesprächspartner: Angela Dietz, Birgit Dinauer und Christoph Wasinger
Sprecher: Axel Robert Müller

Moderatorin Brigitte Theile:
Ihr alle könntet es. Du, Du, Du …. und ich natürlich auch: Lebensmittel retten.
Nein, hier geht es nicht um Mülltonnentauchen. Hier geht es darum, aus übrig gebliebenen Lebensmitteln, die normalerweise im Müll landen, neue Lebensmittel und andere nachhaltige Produkte zu machen. Wir treffen Pioniere aus der Landwirtschaft, aus der Verarbeitung, aus dem Handel, der Gemeinschaftsverpflegung und auch uns, wir treffen Verbraucher. Alles Menschen die tolle Ideen haben, um den Kreislauf zu schließen, damit wir die Verschwendung und das Wegwerfen von Lebensmitteln vermeiden können.

Sprecher: Der Kern-Podcast. Gemeinsam Lebensmittel Feiern, mit den Ernährungspionieren den Kreislauf schließen. Vom Feld bis auf den Teller, mit Brigitte Theile.

Moderatorin Brigitte Theile: Schön, dass ihr dabei seid. Wir schmeißen zu viel weg – das ist ein klarer Fakt. Allein in Deutschland sind es rund 11 Millionen Tonnen - von denen etwa die Hälfte vermeidbar wäre. Aber was sind vermeidbare Lebensmittelverluste? Das sind Lebensmittel, die zum Zeitpunkt ihrer Entsorgung noch genießbar sind, oder wenn wir sie rechtzeitig gegessen hätten, noch genießbar gewesen wären. Nicht vermeidbare Abfälle sind überwiegend nicht essbare Bestandteile, zum Beispiel Bananenschalen, Fischgräten oder Knochen. Das Kompetenzzentrum für Ernährung, kurz KErn, die setzen übrigens Projekte für das bayerische Ernährungsministerium um, das will uns alle aufmerksam machen und zeigen, was es jetzt schon für tolle Ideen gibt, um das zu ändern. Also ein Angebot an uns alle über neue Wege nachzudenken. Angela Dietz ist vom Kern, lass uns da mal kurz genauer hinschauen, Angela – wieviel werfen wir pro Kopf im Jahr weg und was hat das auch ganz maßgeblich mit der Veränderung unseres Klimas zu tun?

Angela Dietz: Also in Bayern sind es rund 1 Million Tonnen Lebensmittel, die wir pro Jahr entlang der gesamten Wertschöpfungskette, das heißt also vom Feld bis zum Teller, wegwerfen, obwohl sie noch genießbar ist, Verzehrs fähig gewesen wären. Und wenn wir uns dazu ein Bild vorstellen, dann sind es 55000 voll beladene Lkws, also schon eine ziemliche, und der größte Teil entsteht dabei auf der letzten Stufe, auf der Stufe des Verbrauchers, also im Privathaushalt. Und wenn wir uns außer Haus verpflegen, sei es wenn wir essen gehen oder wenn wir uns mittags in der Kantine verpflegen, und wir lassen dann Teller, Reste zurückgehen, und wenn wir schauen, wie viel wirft jeder von uns im Jahr, also pro Kopf im Privathaushalt weg, dann sind es so 70 Kilogramm, und davon wären rund 30 Kilogramm noch verzehrsfähig gewesen. Also es ist nicht nur da das Geld, das wir wegwerfen, sondern auch ein Verlust an wertvollen, begrenzten Ressourcen wie Ackerflächen, Wasser, Energie, alles Ressourcen, die nicht beliebig vermehrbar sind. Und bei der Produktion und dann auch bei der in Sorgen von Lebensmitteln fallen auch drei Ausgase an, und mittlerweile wissen wir ja gut Bescheid: Treibhausgase tragen wesentlich zur Klimakrise bei, sodass man wirklich sagen kann, weniger Lebensmittel wegzuwerfen ist ein aktiver Beitrag zum Klimaschutz.

Moderatorin Brigitte Theile: Wir sprechen ja alle Gruppen an, also sowohl die Landwirte als auch die Verbraucher, den Handel, die Verarbeitenden Betriebe – was ist denn die Idee hinter dem Podcast?

Angela Dietz: Dass wir aufzeigen möchten, dass Lebensmittel viel zu wertvoll sind, um sie wegzuwerfen, und wir denken, dass es da auch noch sehr viel Potenzial gibt, um Ressourcen zu schonen, sie effizienter zu nutzen und sie auch in einem Kreislauf wiederzuverwenden. Also wenn wir uns zurück erinnern an unsere Großeltern beispielsweise, da war das selbstverständlich. Da wurden ja wenig Lebensmittel oder überhaupt keine Lebensmittel weggeworfen, weil aus Resten neue Gerichte hergestellt wurden oder Ernteüberschüsse haltbar gemacht worden durch Fermentieren, durch Einmachen. Also, man hat viel stärker in Kreisläufen gedacht und letztendlich so, wie es in der Natur ja auch ist. Wir möchten dem Hörer Impulse geben, in seinem persönlichen Bereich auch zu schauen, was kann ich da verändern, wie kann ich mehr in Kreisläufen denken und auch handeln und auch ganz konkret Personen vorstellen, die hier schon sehr innovative Ideen umsetzen und neue Wege gehen.

Moderatorin Brigitte Theile: Und damit kommen wir dann zu unseren Pionieren, auf die ich mich sehr freue, und diesmal sind es eben die Pioniere aus der Landwirtschaft. Mit Birgit Dinauer und Christoph Wasinger. Beide haben tolle Ideen und machen Lebensmittelupcycling. Ja, klingt vielleicht ein bisschen komisch, viele von euch kennen das eher von Möbeln, oder aus der Kreislaufwirtschaft, also Recycling – aus Alt mach Neu. Aber das geht auch bei Lebensmitteln. In der Fleischverarbeitung haben wir das zum Beispiel, da heißt das Ganze from nose to tail, also von der Nase bis zum Schwanz, wird da alles verarbeitet. Und auch wenn wir in die pflanzenbasierte Ernährung gehen, sehen wir den Trend from leaf to root, also vom Blatt bis zur Wurzel wird da die ganze Pflanze genutzt. Jetzt schauen wir mal mit unseren Pionieren, wie das dann in der Praxis aussehen kann.
Birgit, du bist selber Erzeugerin. Was bedeuten Lebensmittel für dich?

Birgit Dinauer: Wir kaufen ganz bewusst unsere Lebensmittel auch bei anderen Direktvermarktern in anderen Hofläden. Bewusst, was Menge angeht, was die Qualität angeht, und somit gibt's wenig, was man verschwendet. Mein Mann war früher mal eine Zeit lang in Kenia, hat ihn sehr geprägt, was das Wegwerfen angeht, weil zum Beispiel das Wasser knapp ist oder die Sachen, die sie zum Essen haben, knapp sind. Man wird durch das sehr bewusst, was Essen angeht und was Verschwendung angeht und was wir selber anbauen, das kann man gar nicht wegschmeißen.

Moderatorin Brigitte Theile: Christoph, wie ist das bei dir?

Christoph Wasinger: Lebensmittel sind einfach kostbar, einfach das wichtigste, was wir brauchen.

Moderatorin Brigitte Theile: Birgit, ihr stellt pflanzliche Öle her und produziert dabei Abfall, der eigentlich gar kein Abfall ist. Kannst du uns das ein bisschen genauer erklären?

Birgit Dinauer: Wir pressen Öle aus, Speiseöle. Es fällt Presskuchen an, und dieser Presskuchen wird natürlich auch verwendet. Der wird nochmal vermahlen zu teilentöltem glutenfreiem Mehl, oder man kann aus diesem Mehl nochmal Protein rausfiltern, machen wir auch selber. Veganer, Sportler brauchen so Proteinpulver.

Moderatorin Brigitte Theile: Mhm. Ich weiß, dass das eine Herzensangelegenheit ist für dich. Bist du mit deinem Mann da zusammengesessen? Du hast vorhin erzählt, der war in Afrika, hat natürlich auch nochmal ein anderes Verhältnis zu Lebensmitteln. Wer von euch hat den Anstoß gegeben? Kam es vielleicht von den Kindern? Ich weiß, du hast drei Kinder. Wie kam das?

Birgit Dinauer: Ganz anders!

Moderatorin Brigitte Theile: Ganz anders?

Birgit Dinauer: Wie es immer so ist, komplett anders. Einfach nur durch eine riesige Walnussernte, wir haben ein paar Walnussbäume. 2018 war das und in der Zeit, da hat es Unmengen an Walnüssen gegeben, und wir haben die natürlich alle gesammelt, getrocknet, und nicht gewusst, was wir damit machen sollen. Jetzt waren unsere Buben damals 16 circa und da haben wir gesagt, ihr müsst jetzt den ganzen Winter diese Nüsse knacken, am Ende waren es immer noch Berge an Nüssen. Dann hat der Christian irgendwann gehört, man kann Öl machen aus Walnüssen. Dann haben wir uns eine kleine Presse gekauft, haben das Öl ausgepresst und verschenkt, und dann waren die Leute begeistert von diesem Öl, weil das so gut schmeckt. So ist das entstanden.

Moderatorin Brigitte Theile: Christoph, ihr hattet die Idee, Bio-Erdbeeren, die nicht vermarktet werden können, zu retten und daraus gefriergetrocknete Erdbeeren zu machen. Jetzt erstmal die Frage, was sind denn bitte Erdbeeren, die nicht verkauft werden können? Sind die runzlig, oder was ist mit denen?

Christoph Wasinger: Nein, bei den Erdbeeren ist einfach immer so die Zeit, wo man Regentage hat, und da verkauft man weniger. Aber das Problem ist, die Erdbeeren werden ja trotzdem reif, und alles, was dann überreif ist, muss dann eigentlich runter, beziehungsweise haben wir die dann mal zu Marmelade verarbeitet, teilweise bleiben sie einfach über und verfaulen oder bleiben hängen und verfaulen, und dann haben wir irgendwann gesagt, eigentlich ist es sehr schade drum um die Erdbeeren, was machen wir damit? Und dann war ich irgendwann mal beim Einkaufen, dann habe ich die gekauft und dann habe ich mal die Packung gelesen: Wo kommt es her? Da bin ich eigentlich wirklich erschrocken: Von Kasachstan, Serbien, teilweise von anderen Kontinenten. Und das hat mich dann zum Überlegen gebracht, was machen wir mit den Erdbeeren, eigentlich könnten wir doch auch unsere Erdbeeren, die wir über haben, gefriertrocknen. Und dann ist eigentlich der schwierige Part gekommen: Einen Gefriertrockner zu finden. Und dann haben wir wirklich einen Gefriertrockner gefunden, wo man einfach Mengen machen kann, die man vermarkten kann. Dann haben wir damit angefangen, und jetzt produzieren wir eigentlich gefriergetrocknete Erdbeeren aus Bayern, Deutschland, regional.

Moderatorin Brigitte Theile: Also letztendlich habt ihr 300 Kilo Erdbeeren gerettet.

Christoph Wasinger: Genau!

Moderatorin Brigitte Theile: Was man bei euch beiden hört, dass ihr euch einfach Gedanken gemacht habt und eben gesagt habt, wir wollen schauen, dass wir auch die Reste weiter verwerten können, das ist ja schon mal ein Anfang. Es geht ja auch darum, wenn euch Landwirtinnen und Landwirte hören, die vielleicht auch, die ihr gerade zuhört, euch ein bisschen anzustupsen, vielleicht auch in die Richtung zu denken. Wie sieht es denn mit der Finanzierung aus, Christoph, wie habt ihr das gemacht?

Christoph Wasinger: Unser Glück war, dass wir irgendwann so während des Planens in der Zeitung einfach gelesen haben, dass die Öko-Modellregion Regensburg Kleinprojekte fördert. Warum sollen wir das jetzt nicht fördern lassen?

Moderatorin Brigitte Theile: Ja, dann genau!

Christoph Wasinger: Also im Prinzip hab ich mir das so ein bisschen durchgelesen. Was für Voraussetzungen und was gegeben war. Und dann hab ich mir gedacht, das ist ja eigentlich genau das, was wir machen: Nachhaltigkeit, regional. Und dann habe ich mit der Öko-Modellregion Regensburg telefoniert und da war auch super gleich Rückantwort da. Die haben gesagt, das finden sie auch super toll, und das machen wir. Und dann ist das zu 50 Prozent gefördert worden.

Moderatorin Brigitte Theile: Wie war das bei euch Birgit?

Birgit Dinauer: Wir haben keine Förderung beantragt, damals, wie wir die Ölmühle umbaut haben. Wir haben den alten Stall komplett entkernt. Förderung, da haben wir drüber nachgedacht, aber die reden dann so viel mit rein. Mein Mann hat gesagt, er will das so machen, wie er will, und wir zahlen das lieber selber.

Moderatorin Brigitte Theile: Wie gut läuft denn die Idee bei euch, Birgit und wie schwierig in Anführungsstrichen war es am Anfang, auch Abnehmer davon zu überzeugen von eurem Proteinmehl?

Birgit Dinauer: Produziert ist es gleich. Vermarkten, das ist noch mal eine ganz andere Geschichte. Das ist schon schwierig. Man muss den Menschen mitteilen, dass man da ist, man muss mal was herschenken oder einfach sich bemerkbar machen. Das ist langwierig, schwierig.

Moderatorin Brigitte Theile: Es ist langwierig, schwierig. Wo wird denn jetzt im Moment, wo werden eure Sachen präsentiert beziehungsweise verkauft? Wen habt ihr da jetzt als Partner?

Birgit Dinauer: Zum großen Teil in den Kantinen, Restaurants, Käsereien, die unser Öl kriegen. Proteinmehl kommt drauf an, in welchen Läden die Kunden fragen. Meistens gibt’s es nur im Hofladen bei uns, da haben wir alle Produkte da. Die Läden suchen sich ihr Sortiment selber zusammen.

Moderatorin Brigitte Theile: Und wie ist da so das Feedback?

Birgit Dinauer: Gut, hat auch gedauert natürlich, aber mittlerweile kommen die Kunden von weit her zu uns ins kleine Dorf.
Moderatorin Brigitte Theile: Wie war das bei euch? Christoph?

Christoph Wasinger: Wir bringen eigentlich unsere Menge, die wir aktuell haben, relativ gut so in nahem Umfeld, sehr gut weiter. Wir beliefern das Landratsamt, so kleine Hofläden, fangen wir gerade an, da einzusteigen. Und ganz viel Private, die uns halt übers Erdbeerfeld, wir haben ja ein Erdbeer-Selbstpflückerfeld, da bieten wir es auch an. Wir bringen es jetzt aktuell, toi toi toi, so super weiter, dass man jetzt sagen muss, da bräuchte man erst mehr Menge, dass man so richtig einsteigen kann. Und sagen könnte, braucht man einen Online-Shop oder Lebensmittel-Einzelhandel in dem Bereich, wenn wir gehen würden, dann könnte man da schon weitergehen.

Moderatorin Brigitte Theile: Birgit. Wenn du neue Kunden bei dir im Hofladen hast, und du stellst zum Beispiel dein Proteinmehl vor, wie ist denn da die Reaktion? „Eh, wieder ein Trend, wieder Protein“ oder ist da eher „Toll? Wow, was ist das?“ Sind es eher Sportler, die kommen? Was sind das für Menschen?

Birgit Dinauer: Bewusst denkende Menschen, die sich schon Gedanken darüber gemacht haben, was ich esse, auf Qualität achten, und manche kommen drauf: So teuer ist das gar nicht. Man muss einfach mal schauen und ausprobieren. Oft braucht man von so hochwertigen Sachen viel weniger in der Küche, weil es einfach pur, naturbelassen ist, nicht gestreckt oder irgendwas. Man braucht einfach weniger, und somit ist es am Ende auch günstiger. Die Kunden, mei, ja Proteinmehl, das verlangen sie erst wenn sie wissen, dass wir es haben.

Moderatorin Brigitte Theile: Hm, was ich ganz spannend fand: Bei mir im Freundeskreis habe ich von diesem Kern Podcast erzählt und von euren Innovationen, und da war durch die Bank immer „Uh! Super. Wie heißt, der Podcast, möchte ich sofort anhören. Toll!“. Also ich hatte das Gefühl, da ist ein ganz großes Interesse da. Wie kann man euch, wie kann man eure Ideen, wie kann man eure Produkte für uns Kunden sichtbarer machen? Oder was habe auch ich als Kunde für eine Verantwortung, Birgit, dass ich überhaupt mal weiß, ah so was gibt es? Ich habe in meinem Leben vorher von sowas wie Proteinmehl als wiederverwendbares Lebensmittel noch nie gehört, ehrlich gesagt.

Birgit Dinauer: Man muss einfach selber schauen, das kommt nicht auf einen zu. Ich glaub, das muss man schon suchen, so einen kleinen Hofladen. Wir haben immer wieder Kunden, die sagen: „Jetzt bin ich ja gar nicht weit weg. Ich habe gar nicht gewusst, dass es euch gibt“. Man kann nicht großartig Werbung machen in irgendwelchen Medien oder Zeitungen oder so, das kostet einen Haufen Geld und so durch die sozialen Medien geht es. Da finden schon viele zu uns, oder man muss einfach schauen, ich wohne da und da, was gibt's in der Umgebung.

Moderatorin Brigitte Theile: Ja, also einfach tiefer in die eigene Region eintauchen und mal schauen, was da angeboten wird. Was können wir Kunden noch tun? Christoph, dass wir solche Innovationen wie von euch wahrnehmen.

Christoph Wasinger: Auf den Online-Plattformen findet man mittlerweile schon einiges auch. Sehr gut hilfreich, die Öko-Modellregion bei uns. Findet einfach die Landkreise oder die Regionen, von Landratsamt oder so, vielleicht da noch ein bisschen mehr einsteigen, dass die da die Regionalität, was es bei uns überhaupt gibt, vielleicht die Social Media Plattformen, besser publik machen. Wenn ich jetzt daheim Zeit habe und klick mich da durch, unter der Öko-Modellregion Seite, da denke ich mir, wow, was wir eigentlich an Sachen haben in der Region, wo ich eigentlich gar nicht weit fahren muss beziehungsweise teilweise schnell mit dem Rad fahren kann.

Moderatorin Brigitte Theile: Wenn ihr beide zurückschaut, was waren so, Birgit, die größten Herausforderungen? Was würdest du heute vielleicht aus der Retrospektive anders machen, oder welche Tipps könntest du Landwirtinnen und Landwirten geben, die sagen, ich habe auch eine Idee und würde es gerne umsetzen?

Birgit Dinauer: Anders machen würde ich nichts, das hat schon so gepasst. Das, glaube ich, haben wir schon ganz gut hingebracht. Man darf nicht erwarten, das geht schwupps durch die Decke, und jetzt läufts. Das passiert nicht. Das ist ganz viel Arbeit, viel Gespräche. Standbein ja, aber Haupterwerb ist wieder ganz was anderes.
Moderatorin Brigitte Theile: Christoph bei dir, was würdest du sagen? Was war so der größte Stolperstein oder was war vielleicht gar kein Problem, mit dem du gerechnet hast? Auch so rum kann es ja sein.

Christoph Wasinger: Stolpersteine hat man immer. Ich finde, eines von den wichtigsten Sachen ist, dass man selbst überzeugt sein muss und man muss immer an sich selbst glauben, und man muss immer daran glauben, und nicht aufgeben.

Moderatorin Brigitte Theile: Birgit. Wenn du in die Zukunft schaust, was würdest du dir als Landwirtin mit Herz - was ist das, was du dir wünschen würdest, oder was würdest du dir erträumen? Oder was hättest du für Ideen?

Birgit Dinauer: Das mit den Kindern ist ein Anliegen, was uns sehr am Herzen liegt, also dass die Kinder zu uns kommen von Kindergartenalter, Schulalter, dass die Kinder uns kennenlernen. Was wir machen, wie wir es machen. Bei uns wächst ziemlich alles, was man zum Leben, zum Essen brauchen, an Lebensmittel.

Christoph Wasinger: Wünsche oder Ziele ist einfach das, dass der Konsument oder jeder einzelne in erster Linie ein gesundes Lebensmittel und auch Tierwohl will und einfach über das eigene Wohl vielleicht ein bisschen nachdenkt und überlegt. Ein neues Handy kommt raus, brauche ich das jetzt? Aber wenn man halt beim Landwirt ist und kauft irgendein Lebensmittel: „Oh, das ist aber teuer.“ Das einfach ein bisschen mehr wertschätzt.

Moderatorin Brigitte Theile: Den Kreislauf schließen, Lebensmittel wertschätzen und dadurch dann auch Müll beziehungsweise das Wegwerfen von noch guten Lebensmitteln vermeiden. Vielen, vielen Dank ihr zwei Pioniere, dass ihr mit diesen tollen Ideen vorausgeht. Danke dir Birgit, danke dir, Christoph.

Birgit Dinauer: Gerne

Christoph Wasinger: Ganz gerne.

Moderatorin Brigitte Theile: Wir alle können mithelfen, den Lebensmittelkreislauf auf allen Ebenen zu schließen.
Ihr zwei geht als tolles Beispiel voran - ich danke euch sehr– und wir als Konsumenten gehören natürlich auch mit zum Kreislauf.
Fangt einfach beim Einkauf schon mal an, was braucht ihr da wirklich und wird das dann auch gegessen.
Wie können wir vielleicht auch unsere Lebensmittel weiterverwenden, damit sie dann nicht im Müll landen. Und über alles steht natürlich:
Der beste Müll ist der, der gar nicht erst entsteht!
Was es da für tolle Möglichkeiten gibt, haben uns unsere Landwirte Birgit und Christoph gerade erzählt.

Sprecher: Weil Wissen bewegt, jetzt noch mal das Wichtigste zum schnell Merken und Weitererzählen

Moderatorin Brigitte Theile: Also, auf jeder Wertschöpfungsstufe ist ein Beitrag gegen Lebensmittelverschwendung möglich; auch im Bereich Landwirtschaft gibt es verschiedene Möglichkeiten. Zum Beispiel Mut haben, neue Wege zu gehen, auch bei der Lebensmittelrettung; sich nicht beirren lassen. Wir Verbraucher Augen und Ohren offen halten, welche regionalen Produkte gibt es in der Umgebung, im regionalen Handel, vielleicht eine Regionalecke im Supermarkt, Hofläden und dann natürlich auch immer online schauen und einfach mal den eigenen Konsum hinterfragen. Lebensmittel als Mittel zum Leben wieder wertschätzen
In unserer nächsten Folge treffen wir Pioniere der Verarbeitung und schauen unter anderem bei einem Bäcker vorbei – der schätzt sein Handwerk und Lebensmittel so sehr, dass er ein uraltes Rezept rausgekramt hat. Damit steht er zwar länger in der Backstube – kann aber ein hochwertiges Produkt anbieten, mit dem er das Wegwerfen von Lebensmitteln erfolgreich vermeiden kann.
Lass Euch begeistern und anstoßen.
Denn jeder von uns kann ein Teil eines Kreislaufes werden, der die Verschwendung von Lebensmitteln stoppt.

Sprecher: Egal auf welcher Wertschöpfungsstufe Du stehst, als Landwirt, in der Gemeinschaftsverpflegung oder im Handel, auch Du bist Teil des Ernährungskreislaufs. Nur gemeinsam entstehen mit frischen Ideen aus Lebensmittelresten Gerichte und innovative Produkte. Weitere Infos auf Kern Punkt Bayern Punkt de, oder Du klickst direkt auf den Link im Umfeld des Podcasts, weil Ernährung ein Kreislauf ist.